Der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch fordert angesichts der Kostenexplosion höhere Preise von seinen Kunden in der Autoindustrie. "Alle Verantwortlichen in der Wertschöpfungskette müssen sich an diese Situation anpassen. Und ich bin überzeugt, dass wir in diesen Gesprächen zu guten Lösungen für beide Seiten kommen", kündigte Bosch-Mobility-Chef Markus Heyn im Interview mit der Automobilwoche an.
Herr Heyn, sind Sie auf die derzeit hohen Margen der Hersteller neidisch?
Eigentlich ist nur eingetreten, was immer passiert, wenn Dinge knapp werden. Die Preise steigen, wie man unter anderem aktuell bei Neu- und teilweise Gebrauchtwagen sieht, und das beflügelt natürlich auch die Margen. Das ist ein normaler Vorgang. Als Zulieferer können wir aber auch im Interesse unserer Kunden unser Portfolio nicht nur auf die profitabelsten Teile konzentrieren. Diese Möglichkeit haben wir nicht.
Bei den Zulieferern sinken die Abrufe, die Materialkosten steigen. Was wollen Sie tun?
Auf eine derartige Inflation, die es seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat, sind die Mechanismen unserer Industrie nicht vorbereitet. Auch wir müssen die Preissteigerungen an unsere Kunden weitergeben. Dazu werden wir uns mit den Herstellern zusammensetzen. Alle Verantwortlichen in der Wertschöpfungskette müssen sich an diese Situation anpassen. Und ich bin überzeugt, dass wir in diesen Gesprächen zu guten Lösungen für beide Seiten kommen.
Können Sie rückwirkend Preise anheben oder sind Sie vom guten Willen der Hersteller abhängig?
Natürlich enthalten unsere Verträge auch Regelungen zur Preisanpassung. Aber mit derartigen Steigerungen konnte niemand rechnen. Deshalb werden wir uns an einen Tisch setzen und schauen, welche Lösung wir finden. Letztlich müssen alle in unserer Industrie mit dieser neuen Situation umgehen.
Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm hat gesagt, jeder müsse hier nach sich selbst schauen.
Beide Seiten sind aufeinander angewiesen. Wenn sich eine Seite nur auf ihre Position zurückzieht, ist keinem geholfen. Natürlich bin ich als Geschäftsführer in erster Linie für mein Unternehmen verantwortlich. Aber in der Wertschöpfungskette brauchen am Ende alle einander.
Sie haben im vergangenen Jahr mit der Mobilitätssparte nur eine Rendite von 0,7 Prozent erzielt. Wie wollen Sie diese verbessern?
Selbstverständlich können wir mit einer solchen Rendite nicht zufrieden sein. Der einfachste Hebel wäre, wenn wir wieder normal produzieren und unsere Werke unter stetiger Auslastung fahren könnten. Das ist durch die ständigen Schwankungen vor allem in der Verfügbarkeit von Halbleitern jedoch nicht möglich, und das kostet richtig Geld, weil wir vom Kostenoptimum weit entfernt sind. Im Moment geht es nur darum, unsere Kunden in dieser schwierigen Lage der Halbleiterknappheit bestmöglich zu bedienen. In diesem Modus fahren wir schon seit Ende 2020. Es gibt schrittweise Verbesserungen, aber noch lange keine Normalität.