Brennstoffzellenfabrik von Daimler Truck und Volvo verspätet sich

Die Lkw-Hersteller Daimler Truck und Volvo können ihre gemeinsame Brennstoffzellenfabrik in Baden-Württemberg erst deutlich später fertigstellen als geplant. „Durch den verzögerten Ankauf der Grundstücke sind wir mit dem Bau unseres Klimawerks eineinhalb Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan“, sagte Matthias Jurytko, CEO des von beiden Unternehmen gegründeten Joint Ventures Cellcentric, der Automobilwoche. Stand heute solle der letzte Bauabschnitt im Jahr 2031 abgeschlossen sein.

Die beiden Lkw-Hersteller investieren einen dreistelligen Millionenbetrag in die Fabrik. Es gehe um „Stückzahlen in der Größenordnung einer automobilen Großserienfertigung“, so Jurytko. Die Stacks könnten in Zukunft auch an andere Hersteller geliefert werden. Das Interesse aus der Industrie sei groß. Insgesamt sollen in der Fabrik einmal rund 800 Menschen arbeiten. Erst vor rund zwei Wochen hatte die Stadt Weilheim an der Teck nahe Stuttgart, auf deren Gemarkung das sogenannte Klimawerk entstehen soll, die Einigung mit dem letzten Grundstückseigentümer verkündet und so den Weg für die Ansiedlung frei gemacht.

Auf die Auslieferung der ersten Stacks, die 2027/2028 starten soll, hat der verspätete Baubeginn keine Auswirkungen. „Dennoch werden wir den Produktionsanlauf und die vorgesehenen Stückzahlen bis 2030 schaffen“, sagte Jurytko weiter. Dafür nutze das Unternehmen zunächst ein Gebäude in Esslingen, in dem eine Kleinstserienfertigung vorgesehen war. „Hier werden wir die Kapazitäten entsprechend ausbauen, bis wir in die neue Fabrik umziehen können.“

Am Standort für das Klimawerk wird nicht mehr gerüttelt. „Wir haben uns für Weilheim entschieden, weil im Südwesten Deutschlands die Kompetenzen für die Brennstoffzelle gebündelt sind“, sagt Jurytko. Unter einem Dach konzen­triert seien die „Qualitätsregelkreisläufe“ in Zukunft so kurz wie möglich. Die aktuell rund 350 Mitarbeiter von Cellcentric stammen zum Teil noch aus der Entwicklung des Autobauers Mercedes-Benz, der drei Jahrzehnte an der Brennstoffzelle geforscht hat. „Unser großer Vorteil ist, dass wir auf Daten von vielen Millionen Testkilometern unserer Technologieträger zurückgreifen können – von der F-Cell A-Klasse über unseren Brennstoffzellen-Bus bis zum GLC F-Cell und den heutigen Erprobungs-Trucks.“

Mitte 2024 will Daimler Truck eine kundennahe Erprobungsflotte von Mercedes-GenH2-Trucks auf die Straße schicken. Die Unternehmen Amazon, Air Products, Holcim, Ineos und Wiedmann & Winz sollen dann erste Erfahrungen im CO2-freien Langstreckentransport mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen sammeln. Am Standort Wörth eröffnet Daimler Truck jetzt zudem die erste Tankstelle für Flüssigwasserstoff. Das Unternehmen will hier einen weltweiten Standard setzen, weil damit deutlich höhere Reichweiten erzielt werden können als mit gasförmigem Wasserstoff.

Für den Lkw-Hersteller Daimler Truck spielt Wasserstoff bei der Dekarbonisierung des Transportverkehrs in Zukunft eine zentrale Rolle, da er sich einfach transportieren lässt. Vor allem auf langen Strecken und mit schweren sowie zeitkritischen Ladungen sieht Jurytko Vorteile im Vergleich mit rein batterieelektrischen Antrieben. „Wenn wir die Vorgaben der EU von 45 Prozent weniger CO2-Emissionen im Jahr 2030 und 65 Prozent im Jahr 2035 für schwere Nutzfahrzeuge erreichen wollen, dann geht das nur mit einer Großserienfertigung für Brennstoffzellen.“

Aus dem Datencenter:

Brennstoffzellenfahrzeuge und Wasserstoffverbrauch in Deutschland