BYD expandiert in Österreich

Der chinesische E-Auto-Hersteller BYD baut seine Präsenz in Europa weiter aus. Erst kürzlich hat die Marke am Rande des Pariser Autosalons mit ihrem deutschen Importeurspartner Hedin sechs Mercedes- und BMW-Händlergruppen als Vertriebspartner benannt. Nun gewinnen auch im Nachbarland Österreich die Vertriebsstrukturen von BYD an Kontur. Importeur dort wird die Denzel-Gruppe.

Das 1934 gegründete Unternehmen bringt reichlich Branchenerfahrung mit. Die Gruppe importiert bereits die Marken Mitsubishi, Hyundai, MG und Maxus und ist mit 20 Autohäusern sowie 33.000 verkauften Autos zudem einer der größten Autohändler Österreichs. Zugleich bringt die Gruppe mit der Denzel Bank einen eigenen Captive für die Absatz- und Händlerfinanzierung mit. Hinzu kommen noch ein eigenes Logistikzentrum, ein Anbieter von Ladelösungen und ein Reifenhändler. "Die Reputation der Denzel-Gruppe und ihre Ressourcen werden es BYD ermöglichen, die Marke BYD in Österreich schnell bekannt zu machen und gemeinsam ein hohes Maß an lokalem Kundenservice zu bieten", sagt BYD-Manager Michael Shu.

Auch bei Denzel sind die Erwartungen groß. "Wir haben uns sehr um BYD bemüht, weil wir das Potential der Marke in Österreich als sehr hoch einschätzen. Wir rechnen langfristig mit fünfstelligen Absatzzahlen", sagt Vorstand Hansjörg Mayr. Zum Vergleich: Die Pkw-Neuzulassungen in der Alpenrepublik beliefen sich 2021 auf knapp 240.000 Fahrzeuge. Für 2023 peilt Mayr einen Marktanteil von etwa 0,5 Prozent an.

Der Aufbau einer neuen, rechtlich von den anderen Denzel-Marken getrennten Importeursgesellschaft ist bereits in vollem Gange. Parallel sieht sich Denzel auch nach Händlerpartnern um. Das Vertriebsnetz in Österreich soll bis Ende 2024 25 bis maximal 30 Standorte umfassen. Das Interesse ist enorm: Schon jetzt gebe es mehr Bewerbungen als open points, berichtet Mayr. Und diese kämen aus allen Richtungen – sowohl von Händlern mit Premium- als auch von Volumenmarken und nicht nur als Zweit- sondern auch als Hauptmarke. "Das ist Querbeet", sagt Mayr.

Das erlaubt der Gruppe, wählerisch zu sein: "Wir bevorzugen finanzstarke Händler mit mehreren Autohäusern und einer gesicherten Nachfolgeregelung", sagt Mayr. Läuft es wie in Deutschland, dürften vor allem große Mercedes- und BMW-Partner das Rennen machen. Gerade für diese bietet sich BYD an. BMW und Mercedes sind bestrebt ihre Präsenz in der Fläche zu reduzieren und orientieren sich ins Luxussegment, wo deutlich weniger Stückzahlen verkauft werden. Dadurch werden bei vielen Händlern Vertriebsflächen und -Kapazitäten frei.

Wie in Deutschland gibt es zudem eine Art Niederlassungsnetz: In Graz, Klagenfurt und Wien will die Denzel-Gruppe vier eigene, rechtlich jedoch von der Importeursgesellschaft getrennte Standorte eröffnen. In Wien, wo es zwei Standorte geben wird, soll noch in diesem Jahr ein "BYD Pioneer Store" an den Start gehen.

Die Geschäftsbeziehung zwischen der Denzel-Gruppe und BYD reicht bereits einige Jahre zurück. 2008 hatten die beiden Partner bereits einen ersten Importvertrag unterzeichnet. Im Zuge eines Strategiewechsels nahm BYD damals aber dann im letzten Moment noch einmal von einem Markteintritt in Europa Abstand. Der Kontakt riss jedoch nicht ab. "Der Vertrag von 2008 wurde jetzt wiederbelebt", sagt Mayr und ergänzt: "Wir legen Wert auf langfristige Beziehungen."

Das soll auch in Bezug auf das neue Händlernetz gelten: "Jeder Händler bekommt ein vernünftiges Marktgebiet. Intrabrand-Wettbewerb wollen wir um jeden Preis vermeiden", sagt Mayr. Man wolle über die Qualität und nicht den Preis verkaufen. Zudem wolle man die Vertriebsprogramme so einfach wie möglich gestalten, damit sich die Partner auf das Kundenerlebnis und den Verkauf statt auf die Administration von Bonusprogrammen konzentrieren könnten.