Schaut man etwas genauer hin, dann hinkt der Vergleich zwar. Denn neben reinen Elektroautos verkauft BYD auch Plug-In-Hybride, die noch den größeren Teil der Verkäufe ausmachen. Außerdem konnte Tesla wegen des Lockdowns seiner Fabrik in Schanghai und Anlaufschwierigkeiten in Grünheide bei Berlin nicht so viele Fahrzeuge produzieren wie gewünscht. Aber mit 180.000 reinen E-Autos von BYD im zweiten Quartal ist die Lücke nicht mehr groß. Und mit einem Wachstum von 314 Prozent bei den Verkäufen im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat BYD die Dynamik auf seiner Seite. Bei Tesla betrug das Plus nur rund 46 Prozent.
Zwar ist es bis zum Ende des Jahres noch etwas hin. Aber nicht wenige Analysten gehen davon aus, dass BYD dann auch bei den reinen Elektroautos an erster Stelle stehen könnte. "Elektroautos sind ein Trend, der sich durchsetzen wird. Alle Hersteller sind im Rennen, um sich in dieser neuen Industrie zu etablieren. Neben den bekannten Autogiganten wie VW haben die reinen Elektroautohersteller jedoch eine große Chance, einen Marktanteil von etwas zu bekommen, das in naher Zukunft potenziell riesig sein wird", sagt etwa Marktbeobachter Alan Goldberg von Bestbrokers in einer aktuellen Studie.
Beim Volkswagen-Konzern, der ein breites Verbrenner-Portfolio haben, ist der Hochlauf der Elektromobilität dagegen etwa ins Stocken geraten. Vor allem in China, wo die Marke VW Marktführer ist, lief die E-Offensive nur schleppend an. Weltweit konnte der Konzern im zweiten Quartal dieses Jahres 118.000 reine E-Autos absetzen, ein Plus von nur 6,3 Prozent. Damit wird die Lücke zur Konkurrenz aus China und den USA größer. Ex-VW-Chef Herbert Diess bezeichnete BYD jüngst als härtesten Konkurrenten neben Tesla.