Catena X als Netzwerk aller Netzwerke

Es ist eines der zentralen und wohl wichtigsten Projekte der Autoindustrie: Das im Jahr 2021 gegründete Datennetzwerk Catena X soll einen schnellen Datenaustausch aller Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette ermöglichen – vom Minenbetreiber über Zulieferer und OEM bis hin zum Wiederverwerter und wieder zurück.

Dies seien die Grundvoraussetzungen, um resiliente Lieferketten oder eine Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen, sagt Oliver Ganser, Vorstandsvorsitzender Catena X & Head of Programme BMW, bei der Automobilwoche Konferenz. „Das schafft keiner alleine”, betont er und wirbt dafür, sich dem Netzwerk anzuschließen. Wie dringend das Thema ist, zeigt auch die förmliche Belagerung des Referenten nach seinem Vortrag auf der Open Stage in der Motorworld.

Die Vorteile für die Unternehmen liegen auf der Hand. Während heute oft Wochen vergehen, bis ein Autohersteller bei einem Rückruf mit dem Lieferanten der betroffenen Komponente Informationen austauscht, soll dies künftig über standardisierte Schnittstellen innerhalb von Minuten passieren. Vor allem viele mittelständische Unternehmen wüssten aber heute nur rudimentär über die eigenen Daten und deren Verarbeitung Bescheid.

Auch für mehr Nachhaltigkeit ist ein unkomplizierter Datenfluss unerlässlich. So soll ein digitaler Produktpass Auskunft geben über CO2-Fußabdruck, Recyclingfähigkeit und vieles mehr. "Darin liegen Risiken, aber vor allem riesige Chancen", so Ganser. Gerade Firmen für die Wiederverwertung müssten künftig in die Wertschöpfungskette integriert werden, um eine Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.

Catena X stellt dafür die notwendigen Datenplattformen für die Unternehmen bereit. Diese können entscheiden, welche Anwendungen sie nutzen, was sie an Informationen preisgeben und wie lange. "Die Unternehmen behalten ihre eigene digitale Identität", sagt Ganser. Über ein mehrstufiges Verfahren sei gesichert, dass sensible Daten nicht an Dritte gelangen könnten.

Neben den Gründungsmitgliedern um BMW, VW, Mercedes, SAP, T-Systems oder Siemens sind bereits viele Unternehmen in Frankreich, USA, China oder Japan dabei. Die Zahl der Mitglieder ist von zunächst 28 auf rund 145 gestiegen. Im April sollen die ersten Anwendungen live gehen und auf der Hannover Messe demonstriert werden, so Ganser. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert die Initiative mit 100 Millionen Euro, Robert Habeck bezeichnete sie als „industriepolitisches Leuchtturmprojekt“.

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