Können Händler dagegen nachweisen, dass der Akku in gutem Zustand ist, wirkt sich das positiv auf die Verkaufschancen und auf den Restwert aus. "Transparenz ist ein Marktvorteil", so Geilenbrügge. Als Zielgruppen für den Test nannten TÜV Rheinland und Twaice auf ihrer Pressekonferenz Autohäuser, Werkstattketten, Logistiker, Versicherungen, Leasinggesellschaften oder das Fuhrparkmanagement von Unternehmen. Privatkunden sollen den Test über die Autohäuser und Werkstätten durchführen können.
"Wir sind der festen Überzeugung, dass alle Marktteilnehmer davon profitieren, wenn es mehr Transparenz über die Batterielebensdauer von Elektrofahrzeugen gibt. Denn das sorgt für mehr Vertrauen", sagte Stephan Rohr, einer der Geschäftsführer von Twaice. "Eine unabhängige Bewertung des 'State of Health' der Traktionsbatterie ist zentral, um den Marktpreis für ein gebrauchtes Elektrofahrzeug zu ermitteln", ergänzte Matthias Schubert, Executive Vice President Mobility bei TÜV Rheinland. Als Beleg führten die beiden Partner eine 2020 selbst in Auftrag gegebene Studie an, wonach 92,4 Prozent der Endkunden ein Batteriezertifikat als wichtige Entscheidungshilfe beim E-Autokauf betrachten.
Das Marktpotenzial des Tests bezifferten Twaice und TÜV Rheinland für 2023 auf rund 150.000 Bewertungen. Für 2030 erwarten die beiden Partner bereits mehr als 1,3 Millionen Tests. Grundannahme ist, dass Autos während ihres Lebenszyklus im Schnitt drei Mal (jeweils beim Halterwechsel) getestet werden. Auch andere haben die Marktlücke erkannt. Bereits im Februar brachte die GTÜ eine Anwendung des österreichischen Unternehmens Aviloo auf den Markt.
Bei beiden Tests werden über die OBD2-Schnittstelle im Auto Batteriedaten ausgelesen, in eine Cloud hochgeladen und von einer Analytik-Software ausgewertet. Das Ergebnis wird in einem zertifizierten Zustandsreport zusammengefasst. Zentraler Wert darin ist der SoH. Dieser wird in Prozent angegeben und zeigt, wie viel Prozent der ursprünglichen Kapazität ein Akku noch fasst.
Zu den ausgelesenen Daten beim "Battery Quick Check" gehören unter anderem Strom, Spannung, Innenwiderstand der Batterie und die Temperatur von Zellen, Modulen sowie dem gesamten Pack. Die Algorithmen vergleichen das Verhalten der im Fahrzeug vermessenen Batterie mit in der Cloud hinterlegten Referenzmodellen. Nach Angaben von TÜV Rheinland und Twaice sind in der Cloud für jeden gängigen Batterietyp Modelle hinterlegt, die das Verhalten der Batterie unter verschiedenen Umgebungsbedingungen (z.B. Temperatur, Ladezustand) abbilden. Durch den Vergleich der von Twaice erstellten Referenzmodelle mit den am Fahrzeug ausgelesenen Messergebnissen wird dann der Alterungszustand der Batterie bestimmt.