Der Drache wird größer und größer

Chinesische Automarken haben in Westeuropa im vergangenen Jahr einen Rekord-Marktanteil von insgesamt 6,2 Prozent beim Neuwagenverkauf von rein elektrischen PKW erreicht.

Im zurückliegenden vierten Quartal 2022 erreichten die chinesischen Marken in der Region sogar einen Anteil von 7,7 Prozent im Segment der BEVs. Damit platzierten sie sich noch vor den japanischen und koreanischen BEV-Anbietern.

2018 waren chinesische EV-Fahrzeuge noch überhaupt nicht in Europa erhältlich, 2020 hatte ihr Anteil erst bei knapp vier Prozent gelegen.

Mit dem Markteintritt der chinesischen Schwergewichte BYD und Great Wall in Europa im Verlauf des Jahres werde das Gewicht chinesischer Marken nochmals steigen, prognostiziert der Branchenanalyst Matthias Schmidt von Schmidt Automotive Research in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie zur Entwicklung der Elektromobilität in Europa.

Ende vergangenen Jahres errreichten die ersten Lieferungen elektrischer PKW von BYD und Great Wall die europäischen Märkte. BYD brachte erste Einheiten des Kompakt-Crossover Atto 3 nach Schweden. In Deutschland wurden im Dezember bereits 1276 BYD-Einheiten neu zugelassen, die meisten davon waren Teil des großen Flottengeschäfts mit dem Autovermieter Sixt.

Neben BYD wird 2023 auch der chinesische Hersteller Great Wall eine wachsende Rolle in Europa spielen. Die Chinesen schlossen im Sommer eine umfassende Vertriebspartnerschaft mit der Emil Frey Gruppe, die damit in Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern zum Generalimporteur der Great Wall-Marken Ora und Wey wurde. Emil Frey wird sein flächendeckendes Vertriebsnetz nun nutzen können, um die neuen Marken breit zu streuen.

Weitere Impulse werden die Hersteller Nio und Aiways mit ihren elektrischen Modellen setzen.

Nummer eins im westeuropäischen EV-Markt (18 Länder) ist den Angaben von Schmidt Automotive zufolge seit 2020 unverändert die VW-Gruppe. Sie kam im vergangenen Jahr im EV-PKW-Segment auf einen Anteil von 22,3 Prozent. Nummer zwei ist demnach Tesla mit 14,9 Prozent, allerdings ist das nur noch ein hauchdünner Vorsprung auf die Nummer drei, die Marken der Stellantis-Gruppe mit insgesamt 14,5 Prozent.

Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Tesla diesen Anteil mit nur einer Marke und im Wesentlichen mit nur zwei Modellen erreicht, dem Model 3 und dem Model Y.

Auf Platz vier ist inzwischen die Renault-Nissan-Allianz abgerutscht, sie kam 2022 noch auf einen Anteil von 10,7 Prozent. Bis 2019 hatten die beiden kooperierenden Hersteller zusammengerechnet noch die Poleposition innegehabt.

Die wachsende Bedeutung chinesischer Elektromodelle in Westeuropa ist nicht verwunderlich, wenn man sich das weltweite Verkaufsvolumen von EVs nach Regionen getrennt anschaut.

Chinesische Marken und Importmarken haben in nur zwei Jahren ihren Absatz von EVs in China gut verfünffacht. Von 1,3 Millionen Einheiten in 2020 stieg das Verkaufsvolumen auf 6,8 Millionen im vergangenen Jahr.

In Westeuropa (EU + UK + Norwegen, Schweiz) wurden dagegen 2022 nach Angaben des europäischen Herstellerverbandes ACEA nur 1,58 Millionen rein elektrische PKW verkauft. Das war zwar ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr, jedoch blieb dieses Wachstum unter dem in China.

Aus dem Datencenter:

Neuzulassungen und Marktanteile alternativer Antriebsarten im 4. Quartal 2022 in Westeuropa