Daimler-Chef Zetsche fordert E-Mobilität ohne Zwang

Daimler-Chef Dieter Zetsche setzt bei der E-Mobilität auf Freiwilligkeit, nicht Zwang. "Das beste Gesamtpaket überzeugt die Kunden – unser Anspruch ist, dass sie unsere Elektroautos kaufen wollen und nicht müssen, weil alles andere verboten ist", sagte er beim Automobilwoche-Kongress in Berlin. Dann schaffe E-Mobilität den Durchbruch.

Die großen Hersteller seien derzeit in Gesprächen über eine Initiative bei der Infrastruktur. "Wir wollen eine Grobabdeckung erreichen, um die Reichweitenangst zu nehmen", sagte Zetsche, ohne konkreter zu werden. In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Medienberichte gegeben, die großen deutschen Hersteller mit Daimler, BMW und VW wollten ein europäisches Schnellladenetz aufbauen.

In seiner Rede vor den rund 400 Kongressteilnehmern stellte Zetsche neue Fahrzeuge und Geschäftsmodelle vor, mit denen sich der Hersteller auf den zukünftigen Wandel der Branche einstellen will. Dazu zählt der rein elektrische EQ, den Daimler bereits auf dem Autosalon in Paris Anfang Oktober präsentiert hatte und der 2019 auf den Markt kommen soll.

"Man kann zu früh oder zu spät dran sein, wir meinen, jetzt ist die richtige Zeit dafür", sagte Zetsche. Neben einer Reichweite von 500 Kilometern mit einer Ladung zeichne sich das SUV auf Basis des Erfolgsmodells GLC auch durch eine völlig neue Benutzeroberfläche im Innern aus, die ohne Schalter und Knöpfe auskomme.

Der Elektroantrieb sollen in Zukunft aber nicht beschränkt sein auf Autos, sondern in Zukunft auch Busse, leichtere Lkw und Lieferwagen auf leisen Sohlen durch die Stadt fahren lassen. Mit Urban eTruck, dem Vision Van und dem Future Bus hat Daimler in den vergangenen Monaten entsprechende Konzepte vorgestellt. Sie sind auch verbunden mit neuen Geschäftsmodellen. So will Daimler beim Transport künftig die gesamte Lieferkette abdecken – von der automatisierten Beladung bis hin zur Unterstützung durch Drohnen.

Neue Wege geht Daimler auch beim Carsharing. Neben dem etablierten stationsunabhängigen Dienst Car2go mit inzwischen weltweit über zwei Millionen Kunden und enormem Wachstum in China will das Unternehmen eine neue Plattform etablieren, auf der Privatwagen vermietet werden können.

Der Service soll unter dem Namen Croove in den nächsten Wochen in München starten. Die Idee sei zwar nicht neu, das Feld aber in Europa noch relativ unbesetzt. "Wir wollen hier Fuß fassen", so Zetsche.

Um künftig schneller zu werden, sei dafür auch ein Wandel der Unternehmenskultur notwendig. "Jetzt kommt es darauf an, diese Ideen auch schnell auf die Straße zu bringen." Bei großen Transformationen in der Industrie seien die Platzhirsche der alten Welt nicht typischerweise auch die der neuen. Zetsche: „Jetzt ist es an uns, das Gegenteil zu beweisen."