Herr Dams, was sind die Vorteile digitaler Präsentationen/Events?
Kurz gesagt: Sie ermöglichen eine einfachere und bequemere Teilnahme von überall. Und auch die relevanten Botschaften lassen sich leicht und nachhaltig vermitteln und vor allem leichter verbreiten. Digitale Events ermöglichen einen direkten Austausch über die Inhalte.
Inwiefern sind diese Events interaktiv?
Unmittelbare Interaktionsmöglichkeiten und auch direkte, niedrigschwellige Feedbacks können die Teilnehmer intensiv einbinden und in eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten bringen. Das funktioniert allerdings nur, wenn digitale Events auch entsprechend so gedacht und geplant werden – und wenn die Teilnehmer sich untereinander und auch den Akteuren auf Augenhöhe begegnen können. Es ist also eine andere, direktere und manchmal auch "ungeschminktere" Kommunikationsform, die hier entsteht und die von digitalen Events auch befördert wird. Das braucht ein gutes Konzept, eine stimmige Dramaturgie, gute Begleitung und auch ein wenig Mut. Darüber hinaus verfügen digitale Events über zahlreiche digitale Erweiterungsmöglichkeiten, die sie noch ansprechender und wirkungsvoller machen.
Welche Fehler gilt es zu vermeiden?
Hier gibt es vor allen Dingen zwei Fehler zu vermeiden. Zum ersten, die Annahme, dass Digital günstiger ist als "Live". Und zum zweiten, dass Digital nicht gleichbedeutend ist mit "Dasselbe wie sonst auch – nur online". Diese beiden Fehlannahmen begegnen uns am häufigsten.
Erklären Sie uns das bitte genauer.
Zuerst zum Vorurteil "Dasselbe in grün, nur online": Bei einem digitalen Event geht es nicht darum, eine Bühnenpräsentation nur live zu streamen. Das wäre langweiliger als eine Fernsehshow und die Teilnehmer würden schnell abschalten oder nebenher ihre Emails bearbeiten. Nein, für ein erfolgreiches digitales Event braucht es Einbindung und Interaktion mit den Teilnehmern. Erfolgreiche digitale Präsentationen nutzen die wertschöpfenden Möglichkeiten digitaler Produktionen voll aus. Seien es erweiterte Inhalte, die Einbindung verschiedener Medienquellen oder Aspekte der Pre-Production. Und gehen auch immer wieder aktiv in die Auseinandersetzung und den Austausch mit den Teilnehmern. Aktivierend, involvierend, engagierend.
Und die Kosten?
Natürlich brauchen Veranstalter die Kosten für Reise und Unterkunft oder viele Kosten am Veranstaltungsort nicht einzuplanen. Gleichzeitig aber muss ein hoher technischer Qualitätsstandard sichergestellt werden, es braucht erstklassige, digital aufbereitete Inhalte und eine solide Streaming-Plattform. Schließlich muss ja auch sichergestellt werden, dass die Übertragung nicht abstürzt, dass es nicht ruckelt, dass die Teilnehmer tatsächlich auch von überall her teilnehmen können und zum Beispiel zeitgleich an einer Diskussion teilnehmen können. Und auch das dahinterliegende Kommunikationskonzept muss anders gedacht und intensiver aufbereitet werden als für einen "normalen" Live-Event. Denn auf digitalen Events wird anders kommuniziert. Darauf muss man sich gut vorbereiten und einstellen. Und gleichzeitig die Kommunikationsform neu und anders denken, oft braucht es auch eine auch intensivere Vorbereitung mit den einzelnen Akteuren. Und all das kostet natürlich Geld und Zeit. Was sich dann natürlich auch wiederum bezahlt macht.
Werden digitale Events auch nach Corona mehr sein als davor, oder pendelt sich wieder auf das alte Niveau ein?
Die Antwort hierdrauf ist ein klares: Weder noch. Ich bin davon überzeugt, dass das, was wir hier aktuell erleben, die Branche und auch die gesamte Marketingkommunikation radikal verändert. Ein "Zurück zum Davor" wird es ganz sicherlich nicht geben, ebenso wenig wie eine bloße Weiterführung von Online-Formaten, bei die Teilnehmer vor den einzelnen Bildschirmen wie vor dem Fernseher sitzen. Darauf hat niemand mehr Lust und bei aller nostalgischer Sehnsucht zum "Vor-Corona" haben die Erfahrungen der letzten Monate aus ganz unterschiedlichen Gründen Live Events eben doch nachhaltig verändert. Was den Umgang mit Kontakt und Hygiene betrifft, die Compliance mit Umweltschutz oder den veränderten Umgang mit Reisen, Reisekosten oder Zeitbudgets.
Was kommt dann?
Ich glaube, dass wir Mischformen erleben werden, Hybrid-Events, die Live und digital klug miteinander zu einem besonderen Kommunikationserlebnis verbinden und sowohl die Teilnahme vor Ort als auch vor dem Bildschirm ermöglichen. Beides allerdings mit einem klaren Fokus auf Interaktion, Austausch und Aktivierung. Dabei wird dann, wie bei einem Regler, das Verhältnis von Live und Digital der jeweiligen Situation individuell angepasst werden.
Wir haben uns alle nachhaltig verändert?
Ich sehe die Transformation oder Disruption der letzten Monate als großartige Chance, einmal innezuhalten und neu zu denken. Außerhalb der gesetzten Termine von Messen und Veranstaltungen sich noch einmal neu und intensiv mit den Zielgruppen zu beschäftigen und zu überlegen, wo und wie ich sie am besten erreiche, welche Botschaften ich eigentlich vermitteln muss. Hier erleben wir gerade ganz großartige Entwicklungen und spannende neue Herangehensweisen, die ganz neue Potentiale in der Marketing- und Eventkommunikation entdecken und heben. Deshalb freue ich mich auch sehr auf diese neue, hybride Welt und darüber, dass ich diese spannenden Entwicklungen mitgestalten und mitdenken kann. Und eines glaube ich auch: wir sind soziale Wesen, wir wollen Erfahrungen und Erlebnisse miteinander teilen, das Lagerfeuer-Gen in uns ist nach wie vor stark ausgeprägt. Das ist ja auch der Grund, weshalb Eventkommunikation so wichtig, nachhaltig und einzigartig ist und wir Eventler so sehr dafür brennen. Weil sie eben in uns etwas erreicht und etwas ermöglicht, was nur in der Gemeinschaft erlebbar ist. Diese Gemeinschaft zu erleben, das wird viel stärker im Fokus zukünftiger Events stehen, und zwar sowohl live als auch digital. Für mich ist es also eindeutig: die Zukunft ist hybrid. Denn der Mehrwert der digitalen Event-Formate wird sie auch weiterhin zu einem integralen Bestandteil bei Live Veranstaltungen machen.
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