Fünf Hersteller drohen die CO2-Vorgaben 2022 zu reißen

Zwar gewinnen E-Autos derzeit zunehmend an Bedeutung, doch bis sie Benziner und Diesel hinter sich lassen, dauert es noch: Erst 2030 rechnet Dataforce damit, dass Elektroautos bei den Neuzulassungen in Europa die Mehrheit stellen. Fünf Jahre später will Brüssel den Verbrenner verbieten.

Entscheidend ist der Blick über die Landesgrenzen, denn der europäische Markt entwickelt sich mit zwei verschiedenen Geschwindigkeiten: Während in Norwegen, Schweden und den Niederlanden Elektroautos schon eine entscheidende Rolle spielen, sind viele Länder in Ost- und Südeuropa beim Wandel deutlich hinten dran.

Die Hersteller müssen die E-Mobilität vorantreiben, wollen die CO2-Vorgaben aus Brüssel halten und an Strafzahlungen vorbeikommen. Denn während die Grenzwerte im Rahmen des WLTP-Emissionszyklus im laufenden Jahr noch bei 116 Gramm CO2 pro Kilometer liegen (95 Gramm nach dem NEFZ-Zyklus), sinken die Werte bis 2025 auf 98 Gramm CO2 pro Kilometer und fünf Jahre später auf 52 Gramm/Kilometer. Die einzige Antriebsart, die derzeit unterhalb des Grenzwertes liegt: Elektroautos.

Nicht jeder Autobauer wird es wohl schaffen, die Grenzwerte zu halten. Zumindest nicht im diesem Jahr: Dataforce geht davon aus, dass Volkswagen und Seat sowie Nissan, Dacia und Citroen die CO2-Vorgaben reißen könnten. Ohne die durch elektrifizierte Fahrzeuge erzielten Supercredits würde es nach Einschätzung von Dataforce auch für Ford und Skoda schwer.  

Den Herstellern drohen hohe Strafen, kein Wunder also, dass sich Hersteller zum Teil rasch vom Verbrenner verabschieden. Jeder Ausstieg treibt den Wandel voran. Während der Anteil der reinen Elektroautos in den nächsten Jahren eher langsam wächst, dürfte 2027 ein Sprung erfolgen: Dann stellen die ersten Marken der Stellantis-Gruppe den Verbrenner-Verkauf ein. In der Folge rechnet Dataforce mit einem E-Anteil von mindestens 21 Prozent.

Doch während die Politik mit strengeren Vorgaben den Wandel vorantreibt, bremsen zugleich ausbleibende Maßnahmen die Transformation. So kürzen diverse Staaten wie Deutschland, Frankreich und Italien in den nächsten Monaten die Zuschüsse für den Kauf eine E-Autos, Großbritannien hat sie bereits zu Jahresbeginn komplett gestrichen.

Zudem fehlt in vielen Ländern die notwendige Infrastruktur: In Europa (EU 27 plus Großbritannien, Schweiz und Norwegen) gab es Ende vergangenen Jahres rund 373.000 öffentlichen Ladepunkte, rund ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Damit hat sich die Zahl seit 2018 (160.000 öffentliche Ladepunkte) mehr als verdoppelt.

Doch die Zahl der elektrifizierten Autos wächst deutlich schneller. Teilten sich 2018 noch sechs Fahrzeuge einen öffentlichen Ladepunkt, verdoppelte sich deren Zahl auf zwölf E-Autos im vergangenen Jahr.

Das Dilemma zeigt sich vor allem mit Blick in die einzelnen Ländern: Während mehr als jeder fünfte öffentliche Ladepunkt (21,8 Prozent) in den Niederlanden zu finden ist, werden nur 2,7 Prozent der E-Autos in dem Nachbarland neu registriert. Gute Voraussetzungen also. Anders in Südeuropa: Knapp jedes achte E-Auto (12,7 Prozent) kommt in Italien auf die Straße, der Anteil an öffentlichen Ladepunkte beträgt allerdings nur 5,7 Prozent.

Aus dem Datencenter:

Entwicklung der reinen Elektroautos in Deutschland Januar 2020 bis Juni 2022