Chipmangel schlägt auch 2023 tiefe Löcher

Der Mangel an Halbleitern hat im zu Ende gehenden Jahr 2022 weltweit den Bau von rund 4,5 Millionen Neufahrzeugen verhindert. Diese Zahl nennt jetzt der US-Datenspezialist Auto Forecast Solutions (AFS) in einer Analyse zu den Folgen des weltweiten Chipmangels.

Im kommenden Jahr werde dieser Mangel zwar anhalten und erneut zu Produktionsausfällen führen, jedoch in etwas geringerem Umfang als bisher. Konkret sei mit einem weltweiten chipbedingten Ausfall von knapp drei Millionen Einheiten in 2023 auszugehen, erklärte AFS-CEO Joseph McCabe in einer in dieser Woche veröffentlichten Auswertung der Chiplage.

"Die Industrie bereitet sich auf geringere Ausfälle vor im Bereich von unter drei Millionen im kommenden Jahr", so McCabe. "Das ist sicherlich eine Verbesserung, aber immer noch ein ernstes Problem, weil der Chipmangel nun inzwischen im dritten Jahr in Folge weiterbesteht."

Mehrere Autobauer wie Toyota und Stellantis haben bereits angekündigt, dass sie auch im ersten Quartal 2023 mit einer erheblichen Unterversorgung bei Chips rechnen und daher nicht alle bestellten Fahrzeuge planmäßig produzieren und rechtzeitig ausliefern können.

2023 würden mehrere Faktoren dafür sorgen, dass der Chipmangel etwas weniger drückend werde, so die Datenexperten von AFS. Zum einen verbessere sich zwar langsam aber beständig die Versorgungslage der Automobilbranche, da sie neue Lieferverträge abschließe.

Eine Entspannung bringe aber auch die nahezu globale Wirtschaftsrezession mit sich, die zu weniger Autobestellungen und zu einer geringeren Nachfrage bei Consumer Electronic führe. Die dadurch frei werdenden Chips könnten nun auch teilweise in der Autobranche eingesetzt werden.

Das US-Datenunternehmen differenziert in seiner jüngsten Bilanz zur weltweiten Chiplage auch das Ausmaß der Betroffenheit nach Regionen und Herstellergruppen. Demnach waren 2022 vor allem die Autobauer und Zulieferer in Nordamerika und Europa betroffen, deutlich weniger in Asien und China. In Nordamerika seien 2022 rund 1,025 Millionen Fahrzeuge nicht gebaut worden wegen fehlender Chips, in Europa 673.000 Einheiten, in China aber nur 20.000. In den übrigen asiatischen Ländern inklusive Korea und Japan seien 424.000 Fahrzeuge nicht produziert worden.

Bezogen auf einzelne Hersteller waren in den vergangenen knapp zwei Jahren (seit Januar 2021) an erster Stelle Toyota und Stellantis betroffen, mit jeweils mehr als zwei Millionen nicht produzierter Fahrzeuge.

Stark in Mitleidenschaft gezogen wurden den Angaben zufolge auch General Motors (1,6 Millionen), Renault-Nissan-Mitsubishi (1,3 Millionen) sowie die VW-Gruppe mit etwa 1,25 Millionen Einheiten.

Während aber Toyota und die VW-Gruppe verhältnismäßig viele der zunächst nicht gebauten Einheiten künftig noch produzieren könnten, seien die nicht wieder aufholbaren Verluste durch Produktionsausfälle bei Stellantis und General Motors weit höher, so AFS. Gemessen am geplanten Produktionsvolumen dürfte die Ford Motor Company am schwersten betroffen sein, mit mehr als 1,2 Millionen Ausfällen und rund 800.000 nicht aufholbaren Produktionsverlusten.