Allein durch Elektromobilität und autonomes Fahren entstehen jährlich annähernd 1100 neue Stellen für Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik. In der gesamten deutschen Wirtschaft sind es rund 6200 pro Jahr. Diese Zahlen ermittelte der Verband Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) in seiner jüngsten Arbeitsmarktstudie.
Ersetzt werden müssen auch die in Ruhestand gehenden Elektroingenieure – allein 2022 dürften das rund 13.200 sein. Damit müssten im laufenden Jahr eigentlich 19.400 Elektroingenieure neu eingestellt werden. "Das ist aus eigener Kraft durch die Hochschulen in unserem Lande auf keinen Fall zu leisten", betont Studienautor Michael Schanz. Denn die werden dem Arbeitsmarkt 2022 nur rund 8600 Absolventen zur Verfügung stellen. "Um den Bedarf zu decken, benötigt Deutschland im Jahr 2022 10.800 fertig ausgebildete Elektroingenieurinnen und -ingenieure aus dem Ausland – Tendenz steigend", so VDE-Experte Schanz.
Denn die Aussichten sind keineswegs Hoffnung erweckend. Bis 2026 dürfte den VDE-Prognosen zufolge die Zahl der jährlichen Elektrotechnik-Absolventen noch einmal um mehr als 1000 sinken, während der Bedarf durch neue Stellen sowie durch ausscheidende Ingenieure auf hohem Niveau bleiben wird.
Klar ist, dass sich ein immer geringerer Anteil der Studienanfänger für Elektrotechnik entscheidet. Über die letzten Jahrzehnte nahmen ungefähr fünf Prozent der Erstsemester ein Elektrotechnikstudium auf, zuletzt nur noch 3,5 Prozent. Parallel nahm der Anteil der Informatikstudierenden deutlich zu, was Schanz zu der These bringt: "Die Elektrotechnik und Informationstechnik hat gegenüber dem Fach Informatik ein großes Imageproblem." Chancen sieht der VDE darin, das Studium für Frauen attraktiver zu machen. Ihr Anteil unter den Elektrotechnik-Erstsemestern liegt bei 17 Prozent. In der Informatik sind nach Zahlen des Branchenverbands Bitkom rund 25 Prozent.
Und es könnte noch schlimmer kommen, wenn der Trend zu steigenden Studienabbrecherzahlen sich fortsetzt. Diese Quote wächst seit mehr als 20 Jahren. 1993 lag sie bei etwa 30 Prozent, aktuell steigen nach VDE-Berechnungen über 60 Prozent der Studienanfänger vor dem Abschluss wieder aus dem Elektrotechnikstudium aus.
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