Shell schließt weitere Wasserstoff-Tankstellen

Der Energiekonzern Shell hat nach der Schließung seiner Wasserstoff-Tankstellen in Großbritannien entschieden, dies auch bei seinen öffentlichen PKW-Tankstellen für Wasserstoff in Kalifornien zu tun. Kalifornien ist bislang der einzige US-Bundesstaat mit einer im Aufbau befindlichen H2-Tankstellen- Infrastruktur.

Der Chef des H2-Geschäfts bei Shell, Andrew Beard, schrieb in einem Rundbrief an alle H2-Kunden, Shells Wasserstoff-Tochter Equilon Enterprises werde alle bestehenden Tankstationen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in Kalifornien schließen. Darunter fallen auch sieben Tankstellen in dem Bundesstaat, die für das Betanken von H2-Pkw geeignet sind.

Insgesamt gibt es in Kalifornien bislang 55 öffentliche Wasserstoff-Tankstellen. Die Entscheidung von Shell sorgt somit für den Wegfall von zwölf Prozent des Angebots.

In Großbritannien hatte Shell bereits 2022 damit begonnen, seine einzigen drei öffentlichen H2-Tankstellen zu schließen. Sie könnten nicht rentabel betrieben werden, hatte Shell dies begründet. Weiterbetreiben will Shell dort aber das Geschäft mit H2-Tankstellen für Lastwagen.

Der Grund seien "Verkomplizierungen in der Lieferkette und andere externe Marktfaktoren." Weitere Einzelheiten nannte Beard nicht. Während Shell das Geschäft mit H2-Pkw deutlich zurückfährt, sieht das Unternehmen jedoch weiter Potenzial im Bereich schwerer LKW.

Die Kunden von Wasserstoff-Tankstellen in den USA klagen bereits seit dem vergangenen Sommer über zunehmende Probleme. Zunächst einmal stieg binnen Jahresfrist der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff an der Tankstelle um fast 100 Prozent auf 30 Dollar. Die betroffenen Autofahrer klagen aber auch über lange Wartezeiten, unregelmäßige Öffnungszeiten und vielfach leergetankte Tankstellen.

Dies hatte im vergangenen Jahr bereits einer der Hauptlieferanten von Wasserstoff in Kalifornien eingeräumt, das Unternehmen Plug Power. "In den letzten Monaten gab es enorme Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Wasserstoff", hatte CEO Andy Marsh erklärt. "Viele Tage lang war die Nachfrage größer als das Angebot."
 

Bereits im vergangenen Jahr hatte Shell angekündigt, auf den ursprünglich geplanten Ausbau seines H2-Tankstellennetzes in Kalifornien zu verzichten. Im Jahr 2020 hatte Shell 48 neue Standorte mit einem Investitionsvolumen von 40,6 Millionen Dollar angekündigt.

Experten sehen in der Entscheidung zwar noch kein drohendes Aus für die gesamte Wasserstoff-Infrastruktur in den USA, allerdings ein bedenkliches Signal. Eine Säule des Umbaus der US-Wirtschaft zu emissionsärmeren Prozessen ist der Aufbau einer umfassenden Wasserstoff-Wirtschaft, ähnlich wie dies die EU und insbesondere Deutschland planen.

Aus dem Datencenter:

Weltweite Wasserstoff-Produktionskapazitäten in Megatonnen von 2020 bis 2030