Deutschlands Händler hinken hinterher

Deutsche Autohändler können auf europäischer Ebene beim Neuwagenabsatz nicht mithalten. Im vergangenen Jahr hat ein Händler pro Standort gerade mal 231 Neuwagen verkauft. Der niedrigste Wert in den vergangenen fünf Jahren.

Unter den großen europäischen Märkten gehören sie damit zu den Schlusslichtern. Insgesamt verkauften Autohändler im europäischen Schnitt 257 Neuwagen pro Standort, ein Fahrzeug weniger als im Jahr zuvor.

Nach Einschätzung von Steve Young, Chef des Marktforschers ICDP, haben die Hersteller die Fahrzeuge zum Teil auf andere Märkte umgeleitet. Der Anteil der Eigenzulassungen sei in Deutschland in der Regel sehr hoch. Häufig stecken dahinter versteckte Nachlässe. Young geht davon aus, dass die Fahrzeuge in anderen Ländern über margenträchtigere Kanäle verkauft wurden.

Ein weiterer Grund dürfte die bislang nur langsam fortschreitende Konsolidierung auf dem deutschen Markt sein. Laut aktuellem Händler-Handbuch von ICDP ist die Zahl der Marken-Vertriebsstandorte im vergangenen Jahr lediglich um ein Prozent auf 10.723 Franchisepunkte zurückgegangen.

Was die etablierten Hersteller an Vertriebsstandorten abbauen, kommt bei neuen Branchenplayer wieder dazu: Mercedes (-12 Prozent auf 507), Ford (-8 Prozent auf 552) und Honda (-7 Prozent auf 161) verkleinerten ihre Netze, Tesla (+38 Prozent auf 22) und MG (+425 Prozent auf 105) bauten kräftig Vertriebsstandorte auf.  

Ein Sonderfall ist der Stellantis-Konzern. Die Verhandlungen über die neuen Händlerverträge laufen nach wie vor. Dennoch hat die Zahl der Vertriebsstandorte in den vergangenen zwölf Monate zugenommen: Ende 2022 gab es laut ICDP 1660 Betriebe, ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dies entspreche dem Marktanteil von 16 Prozent.

Damit hinkt die Entwicklung in Deutschland der europäischen hinterher. In der EU und im Vereinigten Königreich stieg die Zahl der Vertriebsstandorte um mehr als sechs Prozent auf 9314.

Die Zuwächse sind nach Youngs Einschätzung ein Zeichen der Neuaufstellung der Vertriebsnetze: weniger Investoren, dafür mehr Marken bei einem Händler. Ehemalige PSA-Händler bauen ihr Angebot um die FCA-Marken aus und umgekehrt. "Damit setzt sich der nach der Opel-Übernahmen begonnene Prozess fort", so Young. Damit setzt sich der allgemeine Trend zu Mehrmarkenbetrieben in der Branche weiter durch.

Aus dem Datencenter:

Partner im Vertrieb chinesischer Marken in Deutschland 2022