Autoscout24 überholt Cazoo und Autohero

Die Online-Gebrauchtwagenplattform Autoscout24 hat mit ihrem Gebrauchtwagen-Direktkaufangebot Smyle offenbar Platzhirsch Auto1 überholt. Rund 16.000 Fahrzeuge sind derzeit bei Smyle zum direkten Online-Kauf gelistet, erklärte Chief Commercial Officer Felix Frank im Gespräch mit der Automobilwoche. Die Plattform verkauft auf eigene Rechnung Gebrauchtwagen, die ihr Händler zu diesem Zweck bereitstellen. Autoscout sei der "größte Online Anbieter von geprüften Gebrauchtwagen", so der Manager. Autohero, der B2C-Zweig von Auto1, reklamiert "nur" mehr als 5500 Fahrzeuge für sein Angebot. Laut aktuellem Quartalsbericht wurden über Autohero von Januar bis März 14.558 Autos tatsächlich verkauft.

Autoscout ist es gelungen, sein Angebot deutlich schneller zu skalieren als viele Konkurrenten. Noch im März lag die Zahl der Inserate bei 4600. Der mit großen Ambitionen gestartete und derzeit strauchelnde Konkurrent Cazoo kam damals auf 1500 Fahrzeuge und steht aktuell bei rund 2400. Konkurrent Driverama stagniert seit März bei der Marke von rund 1100 Autos. Smyle sei für viele Händler mittlerweile zum relevanten Absatzkanal geworden, erklärte Frank das rasche Wachstum.

Um den Hochlauf weiter anzukurbeln plant Autoscout nun etliche Reformen von Smyle. Am tiefgreifendsten dürfte die Modularisierung des Angebots bis Ende 2023 werden. Händler sollen in Zukunft beim Verkauf von Fahrzeugen modular auswählen können, welche Bestandteile im Verkaufsprozess sie selbst anbieten wollen und was Autoscout für sie übernehmen soll. Mögliche Bausteine sind unter anderem der digitale Vertragsabschluss, Garantien, Auslieferung, Zulassung, Rückgabe oder Versicherung. Die Abrechnung erfolgt dann erfolgsbasiert nach Verkaufsabschlüssen und gebuchten Modulen über eine Servicegebühr. "Unser Anspruch war es immer, eine Plattform bereitzustellen, die sich nach den Bedürfnissen des Handels richtet", so Frank.

Bereits vor dem Start des Modul-Systems, im ersten Halbjahr 2023, sollen Händler zudem ihre Fahrzeuge auch auf eigene Rechnung B2C über Smyle direkt an Endkunden verkaufen können. Das ist derzeit noch nicht möglich. Klickt ein Kunde im Moment auf den Kaufen-Button kauft im Hintergrund Autoscout dem Händler das Fahrzeug ab um es in einem zweiten Schritt sofort an den Endkunden weiter zu verkaufen. Mit der Änderung reagiere man auf einen entsprechenden Wunsch einiger großer Handelsgruppen, die den Kundenkontakt in der eigenen Hand haben wollten, hieß es von Autoscout.

Das stellt eine Kehrtwende um 180 Grad dar. Lange Zeit war auf Smyle für Kunden nicht einmal ersichtlich, welcher Händler hinter einem Inserat steht. Um Kunden nicht zu verwirren und deren Vertrauen zu gewinnen war nur die Marke Autoscout zu sehen. Erst seit Kurzem geht die Plattform dazu über, in den Inseraten die Händler zu nennen die ihr die Fahrzeuge zum Verkauf bereitstellen. "Die Käufer schätzen es zu wissen, woher ihr Auto kommt", erklärte Frank den Schwenk.

Als weitere Neuerung kündigte Frank im Gespräch mit der Automobilwoche einen "Aftersales-Club" an. Dabei empfiehlt Autoscout Kunden bei jedem Kauf einen Händler, der am Smyle-Programm teilnimmt als Service-Partner. Das soll den Aftersales-Umsatz der Partnerhändler steigern. Den Vorzug bei der Empfehlung erhält stets der verkaufende Händler, sofern dieser in einem Umkreis von 50 Kilometern zum Kunden liegt. Andernfalls, wird auf den nächstgelegenen Smyle-Händler verwiesen. "Wir gehen davon aus, dass viele Kunden unserer Empfehlung folgen", sagte Frank. Aktuell laufe noch eine Pilotphase.

Sofern die im März verkündete Übernahme der Online-Autoauktionsplattform Autoproff wie geplant zum Abschluss kommt, wird zudem ein Auto-Ankaufservice analog zu wirkaufendeinauto.de folgen. Mit der Übernahme würden die Händler Zugang zu neuen Quellen für ihr Fahrzeuginventar und zu neuen Lösungen zur Steigerung der Effizienz ihres Inzahlungnahme- und Großhandelsgeschäfts bekommen, hieß es bei der Übernahme. Denkbar sei auch die Option, Autos zunächst Endkunden anzubieten und - falls die Nachfrage ausbleibt - diese B2B zu verkaufen. Zu konkreteren Details der Umsetzung wollte sich Autoscout noch nicht äußern, da der Kauf noch nicht in trockenen Tüchern ist. Befürchtungen, dass die Plattform darüber auf lange Sicht plant, Autos selbst ohne Beteiligung des Handels zu verkaufen, trat Frank jedoch entgegen: "AutoScout24 smyle wird immer Partner des Handels sein und ihm nicht Konkurrenz machen."