Mit Ellenbogen gegen die starke Konkurrenz

Nach dem holprigen Start im vergangenen Jahr will Great-Wall-Motor-Importeur O! Automobile nun loslegen. Im Jahr 2024 will das Unternehmen der Emil-Frey-Gruppe den Absatz der GMW-Marken nahezu verdoppeln.

Insgesamt sollen rund 9000 Fahrzeuge verkauft werden. Mehr als die Hälfte soll der GWM Ora 03, ehemals Ora Funky Cat (4800 Einheiten), beitragen, weitere 700 Stück der GWM Ora 07. Beim GWM Wey rechnet der Importeur mit rund 2000 Einheiten und beim 05 mit weiteren 1500 Stück .

„Wir haben einen schwierigen Start erwischt“, sagte Johannes Brandenburg, Geschäftsführer O! Automobile beim ersten GWM-Händlertag in Wiesbaden. „Nicht alles läuft so rund, wie wir uns das manchmal wünschen würden.“

Das zeigen auch die Zahlen: Insgesamt kam Great Wall Motor in Deutschland im vergangenen Jahr auf knapp 4700 Neuzulassungen. Während GWM mit dem Ora 03 rund 4600 Einheiten beisteuerte, war Wey mit weniger als 100 Fahrzeugen auf dem deutschen Markt noch nicht präsent.

Damit war GWM zwar nach MG und Polestar die drittstärkste chinesische Marke in Deutschland, lag aber deutlich hinter den eigenen Zielen: Mindestens 7500 GWM Ora waren die Zielgröße für das vergangene Jahr.

Das hatte verschiedene Ursachen: Neben allgemeinen Gründen, wie der sich zunehmend eintrübende Markt für Elektroautos, gab es zwischen dem Importeur und dem Hersteller auch Unstimmigkeiten: Sollten die Wey-Modelle ursprünglich im Agenturmodell über Frey-Standorte veräußert werden, schwenkte GWM Ende vergangenen Jahres ein: Wie Ora wird nun der Wey im selektiven Vertrieb über Frey-Partner vertrieben.

Derzeit hat die Frey-Tochter ein Netz mit rund 160 Ora-Händlern (geplant sind 200), davon vertreiben knapp 50 Partner auch Wey-Modelle (geplant sind 100). Reine Wey-Händler gibt es nicht.

„Wir sind nicht mit dem Bonus einer neuen Marke gestartet, auf die man schon lange gewartet hat“, sagte Brandenburger. „Es war ein Wettrennen mit Ellenbogen-Einsatz und starker Konkurrenz.“

Bei Great Wall Motor scheint man dennoch zufrieden. Das europäische Topmanagement kam zur Händlertagung nach Wiesbaden.

Steffen Cost, der bei Great Wall Motor als COO für das operative Geschäft in Europa zuständig ist, sieht es positiv: „Um die Marke in einem Land zu etablieren, brauchen wir mehrere Jahre, da sind Volumen eher zweit- oder gar drittrangig.“ Neben Deutschland ist GWM derzeit in Großbritannien sowie mehreren kleineren nordischen Ländern und Israel aktiv.

Die Präsenz will Cost ausbauen: „Die fünf großen Märkte in Europa sind natürlich interessant.“ Entsprechend stehen Länder wie Italien, Frankreich und Spanien für einen Launch „weit oben auf der Liste“.

Für das laufende Jahr gibt sich Cost eher zurückhaltend. Er sieht den Absatz von 20.000 Einheiten als realistisches Ziel. Probleme mit der Verfügbarkeit oder der Lieferung gebe es nicht.

Für die Zielerreichung spielt der deutsche Markt eine entscheidende Rolle. Der schwachen Nachfrage begegnet O! Automobile wie andere Hersteller mit großen Rabatten: Den Ora 03 soll es mit einem Nachlass von bis zu 12.000 Euro geben, damit sinkt der Einstiegspreis auf 26.990 Euro.

Alternativ können die Händler mit Leasingangeboten ab 155 Euro locken, wenn sie das Fahrzeug selbst zurücknehmen und wiedervermarkten. Soll das Risiko bei der Bank liegen, starten die Leasingraten ab 199 Euro.

Neue Modelle sollen den beiden GWM-Marken nun Schub geben: Ora 07, eine Sportlimousine, soll im Frühjahr (Q2/2024) auf den Markt kommen. Drei verschiedene Ausstattungen, drei verschiedene Lackierungen und eine Reichweite bis zu 520 Kilometern.

Die Preise für die GWM Ora 07 starten bei knapp 42.000 Euro. Damit ist er mindestens 2000 Euro günstiger als seine Wettbewerber wie Hyundai Ionic 6, Tesla Model 3 und BYD Seal.

Mehr Modelle dürften für GWM kein Problem sein, denn in China umfasst der Konzern noch die Marken Haval, Tank und Poer. Sie decken dort vor allem die Segmente SUV, 4x4 und Pick-up ab.

Ein Kompakt-E-SUV, voraussichtlich der Ora 05, dürfte Anfang nächsten Jahres kommen. In China hat GWM auch sehr günstige Fahrzeuge deutlich unter 10.000 Euro im Angebot. Händler hoffen, dass der Hersteller auch kleinere Billig-Angebote nach Europa bringt.

GWM-Europa-COO Cost will das nicht ausschließen: „Es gibt einen Markt für kleinere Fahrzeuge.“ GWM würde dies permanent analysieren und gegebenenfalls reagieren. „Das geht aber nicht innerhalb von Monaten.“

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Great Wall 2023 bis 2025