Herr Nota, die IAA findet in diesem Jahr zum ersten Mal in München statt, also direkt am Sitz von BMW. Was bedeutet das für BMW?
Wir freuen uns natürlich sehr, dass die IAA in München ist, in unserer Heimatstadt. Das ist für BMW Freude und Ehre zugleich. Und wir werden dementsprechend vertreten sein. Wir sind nicht nur auf dem Messegelände präsent, sondern nutzen auch unsere Standorte, wie den BMW-Vierzylinder oder die BMW-Welt und haben in der Stadt diverse Hubs zum Thema Nachhaltigkeit und Zirkularwirtschaft. Wir wollen das Thema Mobilität in der ganzen Breite zeigen.
Was erwarten Sie denn von der IAA und was kann die IAA von BMW erwarten?
Die IAA steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit und die steht bei BMW als Hauptthema ganz oben in der Strategie. Das wollen wir auch auf der IAA deutlich zeigen. Wir erhöhen die Schlagzahl im Kampf gegen den Klimawandel. Das Thema Kreislaufwirtschaft haben wir deshalb für uns zum Leitmotiv der IAA Mobility gemacht und wollen dies mit all seinen Facetten sichtbar machen.
Wie soll das denn auf einer Automesse gelingen?
Wir machen das konkret an einem Visionsfahrzeug fest, das auf der IAA Mobility erstmals zu sehen ist, dem BMW i Vision Circular. Mit einer Recyclingfähigkeit von 100 Prozent verkörpert dieses Fahrzeug den ambitionierten Anspruch unseres Unternehmens, der nachhaltigste Hersteller für individuelle Premium-Mobilität zu sein. Und bei BMW ist Nachhaltigkeit keine Verzichtserklärung. Das geht Hand in Hand mit Freude am Fahren und mit Luxus. Das wird dieses Visionsfahrzeug eindrucksvoll zeigen.
Können Sie schon etwas mehr verraten?
Die Designstudie zeigt, wie unser hoher Anspruch an Nachhaltigkeit mit einem luxuriösen Auftritt harmoniert. Nicht nur über ein emissionsfreies Fahrzeug - denn natürlich ist das ein Elektrofahrzeug - sondern entlang der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft geht es uns auch um eine viel intelligentere Nutzung und Wiederverwertung aller Materialien und eine lange Nutzungsphase.
Wird es das Auto denn irgendwann auch zu kaufen geben?
Nein, das ist ein reines Visions-Fahrzeug, das zeigt, wie individuelle, nachhaltige und auch luxuriöse Mobilität im Jahr 2040 aussehen könnte – und mit welchen grundsätzlichen Lösungen und Materialien wir uns im Kontext Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Aber wir zeigen natürlich auch Fahrzeuge, die bald schon verfügbar sind, allen voran unseren Technologieträger BMW iX und den BMW i4, die beide im November auf den Markt kommen und nun erstmals auf einer Messe in Europa gezeigt werden.
Seit Corona haben wir uns daran gewöhnt, dass Fahrzeuge nur noch virtuell enthüllt werden. Welche Bedeutung werden klassische Messen in Zukunft noch haben?
Wir haben in der Corona-Zeit gezeigt, dass auch das digitale Ausspielen von Botschaften sehr gut funktioniert. Mit unseren digitalen Botschaften erreichen wir die Kundschaft, und das ist wichtig. Aber das Persönliche, die Produkte auch physisch anzufassen, ist und bleibt wichtig. Deshalb ist es gerade jetzt richtig, in diesem Jahr wieder so eine große Automesse zu veranstalten. Das signalisiert auch ein Stück weit Aufbruchsstimmung.
iX und i4 kommen im November. Wie geht es bei der E-Offensive bei BMW danach weiter? Was kommt als nächstes?
Als nächstes kommt dann schon bald der neue BMW iX1 und auch unser Flaggschiff, der neue Siebener, wird nächstes Jahr vorgestellt und wird mit dem BMW i7 auch voll elektrifiziert sein. Einige Zeit später präsentieren wir den Nachfolger des heutigen Fünfers, ebenfalls in einer voll elektrifizierten Version. Die nächste große Entwicklung ab 2025 ist dann unsere Neue Klasse, mit der wir noch einmal Maßstäbe setzen. Da werden dann auch Ideen umgesetzt, die in den BMW i Vision Circular zum Thema Nachhaltigkeit eingeflossen sind.
Was wird sich denn bei den neuen E-Modellen wie iX und i4 im Vertrieb ändern?
Wir haben die Corona-Zeit genutzt, um unsere Strategie in Vertrieb und Marketing komplett zu erneuern. Da spielt natürlich das Thema Digitalisierung eine wichtige Rolle. Beim BMW iX und beim BMW i4 kann der Kunde komplett neue Konfigurations-Prozesse erleben - viel intuitiver als in der Vergangenheit, auch mit vorkonfigurierten Fahrzeugen. Nachbuchbare Fahrzeug-Funktionen werden eine zunehmend größere Rolle spielen. Und das Thema Laden für elektrifizierte Fahrzeuge ist in allen möglichen Facetten in den Kaufprozess integriert.
Andere Hersteller setzen bei E-Modellen aufs Agenturmodell. BMW hat damit ja 2013 bei i3 und i8 auch schon experimentiert. Jetzt ist das aber kein Thema?
Bei uns steht das Kundenerlebnis im Mittelpunkt und das erarbeiten wir natürlich sehr sorgfältig gemeinsam mit unseren Handelspartnern. Das Agentur-Modell ist für bestimmte Kanäle für uns bereits relevant, aber nicht überall und auch nicht immer. Wir nutzen es beispielsweise für unsere Großkunden. Darüber hinaus fahren wir gut mit unserem heutigen Vertriebsmodell. Im Fokus steht für uns wie gesagt die Digitalisierung des gesamten Kaufprozesses und die treiben wir gemeinsam mit unseren Handelspartnern voran.
Auch im Auto wird die Software immer wichtiger. Wird die ausgewählte Software künftig wichtiger für das Auto als das ausgewählte Modell?
Es wird ein wichtiges Unterscheidungs-Merkmal werden, aber ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass es künftig nur um Software geht. Hardware-Themen bleiben weiterhin relevant. Das Fahrzeug-Design im Interieur und Exterieur wird auch künftig ein Kaufgrund bleiben. Aber: Die Integration des digitalen Ökosystems in das Fahrzeug und auch Themen wie digitaler Nachverkauf werden immer wichtiger. Wir haben uns hier ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Wir wollen bis zum Ende dieses Jahrzehnts mit digitalen Produkten und Services im Neuwagenverkauf und im digitalen Nachverkauf zusammen mehr als fünf Milliarden Euro pro Jahr Umsetzen. Und das ist schon signifikant.
Um diese Bereiche wirklich voll ausnutzen zu können, ist schneller Mobilfunk wichtig. Geht Ihnen der 5G-Ausbau in Deutschland da nicht viel zu langsam?
5G ist heute nicht zwingend notwendig für die Vernetzung der Fahrzeuge. Schon jetzt können sich Fahrzeuge mit 3G und 4G/LTE gut vernetzen. 5G erweitert die Möglichkeiten der Vernetzung jedoch um ein Vielfaches und macht es möglich, weitere digitale Dienste und Funktionen im Fahrzeug anzubieten. 5G wird so Innovationen in der Mobilität weiter vorantreiben, vom automatisierten Fahren bis zur Verkehrssicherheit. Wir werden bis Ende dieses Jahres über 2,5 Millionen upgradefähige Fahrzeuge haben. Damit sind wir nach unserem Wissen auf Platz eins. Das zeigt, dass die Themen Digitalisierung und Vernetzung bei uns sehr weit vorangeschritten sind.
In ihrer Heimat in Holland gilt bereits Tempo 100 auf Autobahnen. Wäre ein Tempolimit auch in Deutschland sinnvoll?
Nein, ein generelles Tempolimit auf Autobahnen lehnen wir ab. Wir wollen unsere Kunden nicht bevormunden. Aus unserer Sicht ist ein Tempolimit nicht unbedingt zielführend, wenn es um Sicherheit geht oder um den CO2-Ausstoß. Bei der Sicherheit zum Beispiel haben wir mit Assistenzsystemen schon deutlich mehr erreicht.
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