An der Hürde gescheitert

Während über die neue Abgasnorm Euro 7 in ihrer finalen Form noch im Trilog-Verfahren der EU gerungen wird, sorgt eine weitere Richtlinie schon ab Juli kommenden Jahres für Einschnitte im Modellportfolio der europäischen Hersteller. Ab dem 7. Juli 2024 gelten die sogenannten UNECE-Richtlinien 155 und 156, die die Zulassungsbedingungen für Pkw in mehr als 50 Ländern regeln. Darunter die EU, Japan oder Australien.

UNECE steht für "United Nations Economic Commission for Europe". Die neuen Richtlinien verschärfen konkret die Anforderungen an Neuwagen unter anderem für Fahrassistenzsysteme, aber auch für den Schutz vor Cyber-Angriffen.

"Dies bedingt Maßnahmen im Automobil selbst - Hardware wie Software -, aber auch in den Testprogrammen. Hierzu wurden alle relevanten Prozesse von der Entwicklung über die Herstellung, aber natürlich auch die Betriebsphase überprüft", sagt Karsten Franz, Entwicklungschef von Volkswagen Nutzfahrzeuge.

Die Hannoveraner sind von den neuen UNECE-Richtlinien beim beliebten VW-Bus T6.1. betroffen, der die Zulassungsvoraussetzungen ab Juli kommenden Jahres nicht mehr einhalten wird. Um die Richtlinie im Bereich des Fußgängerschutzes zu erfüllen, hätte Volkswagen für den "Bulli" einen komplett neuen Vorderwagen konstruieren müssen. Das Fahrzeug läuft, wie von der Automobilwoche berichtet, aus und wird schon jetzt durch den T7 und den elektrischen ID Buzz ersetzt. Franz: "Explizit die Umsetzung fahrerassistenzbasierter Safety-Features konnte nur mit dem Wechsel auf die neueste E-Architektur des MQB realisiert werden. Eine nochmalige Ertüchtigung des T6.1 war hier gegenüber dem Quantensprung auf den neuen Multivan keine vor Kunde vertretbare Alternative."

Im Volkswagen-Konzern zieht sich die Problematik UNECE durch verschiedene Segmente. Der Kleinwagen Up wird ebenfalls im Sommer auslaufen, weil eine Umrüstung der Elektroarchitektur für die UNECE-Richtlinie zu teuer wäre. Auch die Produktion des Porsche Macan als Verbrenner endet aufgrund der gestiegenen Anforderungen früher als zunächst geplant. Bei Audi erfüllen die Sportwagen TT und R8 die Voraussetzungen nicht. Beide Fahrzeuge laufen allerdings ohnehin aus. Der Rest des Portfolios und damit auch das Macan-Schwestermodell Q5 werde die neuen Standards erfüllen, teilte Audi mit.

Auch bei den Wettbewerbern BMW und Mercedes ist die Modellpalette bereits auf die gestiegenen Anforderungen eingestellt. "Unsere Fahrzeuge sind oder werden nach UN R155/R156 zertifiziert. Die Regularien haben keine Auswirkungen auf das Portfolio von Mercedes-Benz", teilten die Stuttgarter mit.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im November 2023