Volkmar Denner sieht Bosch gut aufgestellt im Bereich der E-Mobilität. Nach Angaben des Vorsitzenden der Geschäftsführung wachse das Unternehmen in der Pkw-Technik für die E-Mobilität derzeit doppelt so schnell wie der Markt. Aber Denner verweist auch auf das Problem, genügend Arbeit für alle Beschäftigen zu finden. Das Verhältnis an Arbeitskräften zwischen einem mit einem Diesel-, Fuelcell- oder Benzinantrieb und einem E-Auto liege bei Bosch 10 : 7: 3 : 1.
Denner hält deshalb ein Ausbalancieren zwischen ökologischen, ökonomischen und auch sozialen Aspekten für wichtig. Er ist zwar zuversichtlich, dass Bosch das gelingen wird, aber insgesamt trügen die Last an der Transformation hin zur E-Mobilität "vor allem die Zulieferer, weil deren Wertschöpfungstiefe viel höher ist." Die Fahrzeughersteller seien im Wesentlichen Montagebetriebe, bei denen Beschäftigungsunterschiede nicht so stark ausfallen.
Bosch habe in der Vergangenheit bewiesen, technische Trends frühzeitig zu erkennen und richtig beurteilen zu können. Das gelte auch für die Elektromobilität. Kein Unternehmen bearbeite die E-Mobilität so breit wie Bosch. Als Beispiel dafür, rechtzeitig reagiert zu haben, nennt er den Einstieg des Zulieferers in die Antriebstechnik für Fahrräder und Scooter. Daraus habe sich das erfolgreichste Start-up in der Bosch-Geschichte entwickelt.
Doch auch das beste Gespür hat Bosch wie die gesamte Branche nicht davor bewahrt, mit fehlenden Chips umgehen zu müssen. Für Denner hat eine Überlagerung von mehreren Effekten zur derzeitigen Chipkrise geführt. Zu den Einmaleffekten zählt er unter anderem Naturkatastrophen wie beispielsweise Stürme in den USA, wo Fabriken beschädigt wurden oder die pandemiebedingte Schließung von Werken insbesondere in Malaysia. "Was wir aber jetzt erleben, ist ein strukturelles Defizit." Es gebe viel mehr Nachfrage nach Halbleitern als entsprechende Fertigungskapazitäten. Diese Probleme zu beheben werde länger dauern, ist er sich sicher.
Denner verweist als Bosch-Reaktion auf die Chipverknappung auf das jüngst in Dresden eingeweihte Halbleiterwerk und den Ausbau der Chipfabrik in Reutlingen. Bosch selber produziere aber keine Standardhalbleiter wie Mikrocontroller, sondern kaufe diese zu. Der Zulieferer setzt vielmehr auf differenzierende Produkte wie eine neue Generation von Leistungshalbleitern oder spezielle integrierte Schaltkreise.
Einen Grund für die Verknappung sieht er auch darin, dass für viele Halbleiterhersteller Branchen, die pandemiebedingt geboomt haben, wie die Konsumerelektronik, als Kunden offensichtlich an Attraktivität gewonnen hätten. In der Vergangenheit hätten die Halbleiterhersteller mit der Autoindustrie gerne zusammengearbeitet. Denn die Autobranche hatte dafür gesorgt, dass eine Halbleiterfabrik eine stabile Grundauslastung hatte.
Trotz aller Herausforderungen: Wenn Volkmar Denner zum Jahresende den Vorsitz der Geschäftsführung bei Bosch an Stefan Hartung abgibt, sieht er das Unternehmen gut aufgestellt für die Zukunft. Und der Manager, der das Unternehmen seit 2012 geführt hat ist überzeugt: "Der Zeitpunkt passt genau."
Stolz ist Denner unter anderem darauf, dass Bosch auf seinen Arbeitsgebieten nach wie vor als Innovationsführer gilt. "Keine wichtigen Trends zu verpassen", ist ihm immer wichtig gewesen. Auch die frühe Vorbereitung des Unternehmens in allen Bereichen auf das Thema Internet of Things hält er für einen bedeutenden Schritt. Stolz macht Denner zudem die lebendige Start-up-Kultur des Unternehmens und dass Bosch im Februar 2020 das erste weltweit operierende Industrieunternehmen geworden sei, dass CO2-neutral arbeitet.
Doch im Gegensatz zu seinen Vorgängern wechselt Denner zu Jahresbeginn 2022 nicht als Vorsitzender in den Aufsichtsrat des Stiftungsunternehmens. Denner zieht es zurück in die Forschung. "Im Herzen bin ich immer Naturwissenschaftler geblieben." Er habe den Gesellschaftern schon vor vielen Jahren mitgeteilt, dass er wieder in die Wissenschaft zurückmöchte, um sich wie auch schon in der Vergangenheit mit der Quantentechnologie zu beschäftigen. Auf diesem Gebiet will er das Unternehmen auch weiterhin beraten.
Mehr Zeit wird er dann auch für seine Hobbies wie das Motorradfahren und seine Familie haben. "Darauf freue ich mich."
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