"Wir sind die ARGE Stellantis"

In die Verhandlungen über die neuen Agentur-, Händler- und Serviceverträge bei Stellantis kommt Bewegung. Seit einigen Tagen liegen den Händlervertretern die europäischen Mantelverträge zur juristischen Bewertung vor. In ihnen werden grundlegende Vertragsinhalte für alle Stellantis-Marken in allen europäischen Ländern festgeschrieben. Ab August sollen dann auf nationaler Ebene die zugehörigen Standards und Regularien verhandelt werden.

Um dabei mit einer Stimme zu sprechen und das Maximum für sich herauszuholen haben nun drei deutsche Händlerverbände eine Allianz geschmiedet. Das gaben Vertreter des Verbands Deutscher Opel-Händler (VDOH), des Verbands der Citroen, DS und Peugeot-Vertragspartner (VCDP) sowie des Jeep, Alfa Romeo, Ram und Dodge Händlerverbands (JARD) bei einer Pressekonferenz anlässlich der Mitgliederversammlung des Opel-Händlerverbands in Frankfurt bekannt. "Wir haben bis jetzt auf europäischer Ebene die großen Linien verhandelt. Jetzt verhandeln die nationalen Verbände die Details und nationalen Besonderheiten", sagte VDOH-Chef Peter Müller. "Wir werden alle Verträge gemeinsam verhandeln", erklärte Ubbo Latajka vom VCDP und ergänzte augenzwinkernd: "Wir sind die ARGE Stellantis."

Neben einem regelmäßigen Austausch wollen sich die Verbände nun in ihrer Arbeitsgemeinschaft dezidiert über die weitere gemeinsame Vorgehensweise bei den Verhandlungen abstimmen. Auch juristisch wollen die drei Partner dabei mit einer Stimme sprechen. Die gemeinsame anwaltliche Begleitung übernehmen VDOH-Anwalt Uwe Heymann und Uwe Brossette von der Kanzlei Osborne Clarke. Letzterer war auf Händlerseite auch schon an den Agenturverhandlungen mit VW beteiligt.

Details zu den neuen Verträgen nannten die Händlervertreter nur wenige – diese sollen erst im Oktober mit den Mitgliedern besprochen werden. "Wir verhandeln über ein echtes Agenturmodell", sagte JARD-Chef Adrian Glöckner. Weiter habe Stellantis angekündigt, dass die Standards wie etwa die Flächenanforderungen an die einzelnen Marken geringer werden sollen. Das soll es Händlern erleichtern, mehrere Stellantis-Marken in ihren Betrieben zu führen. Die Anforderungen sollen zudem für alle Fabrikate gleich sein. "Es wird aus heutiger Sicht identische Standards für alle Marken geben", sagte Müller. Darüber hinaus ist geplant, dass die Händlerverträge für die Volumenmarken (Fiat, Opel, Peugeot, Citroen, Jeep) 2026 automatisch in Agenturverträge überführt werden. Wer einen Händlervertrag bekommt, wird somit später auch garantiert einen Agenturvertrag erhalten. Die Premiummarken DS, Alfa Romeo und Lancia sowie der Nutzfahrzeugbereich sollen bereits zum ersten Juni 2023 mit der Agentur starten.

Zur Höhe der möglichen Agenturprovision in Deutschland wollten sich die Anwesenden nicht äußern – die Automobilwoche hatte mit einem Bericht über eine Agenturprovision im Bereich von vier Prozent im Pilotmarkt Österreich für Aufsehen gesorgt. "Alle Angaben zur möglichen Höhe der Agenturprovision sind reine Spekulation" sagte Latajka.

Startschuss für eine noch tiefergehende Kooperation oder gar eine Fusion der Verbände soll die Arbeitsgruppe ausdrücklich nicht sein. "Wir sind und bleiben eigenständige Verbände", betonte Müller. Man arbeite nur in diesem Fall zusammen. "Es gibt nach wie vor Markenthemen, die individuell sind und darum von einzelnen Verbänden besser bearbeitet werden können", so Müller.

In der Allianz sind zudem beileibe nicht alle deutschen Stellantis-Händlerverbände vertreten. Der mitgliederstarke Fiat-Händlerverband ist ebenso außen vor wie der Verband der Peugeot-Partner (VPPD) und die Interessengemeinschaft der Opel-Spezialisten (Igedos). Die genannten haben bereits ihrerseits eine engere Zusammenarbeit vereinbart, so dass es nun auf Händlerseite zwei sich gegenüberstehende Blöcke gibt.