Neuer Batterie-Schnelltest soll Markt aufrollen

Der Markt für Batteriediagnosen kommt zusehends in Bewegung. Das österreichische Start-Up Aviloo hat ein neues Testverfahren auf den Markt gebracht, mit dem sich binnen drei Minuten der Zustand von E-Auto Batterien diagnostizieren lässt.

Mit seinem neuen "Flash-Test" zielt Aviloo auf den Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos ab. Dieser krankt derzeit noch daran, dass Käufer kaum objektive Anhaltspunkte dafür haben, wie es um den Gesundheitszustand (State of Health/SoH) der Batterie im E-Auto bestellt ist. Das ist problematisch. Der Akku ist mit Abstand das teuerste Bauteil und entscheidend dafür, wie hoch Lebenserwartung, Reichweite und damit der Wert des Autos sind. Bis zu 50 Prozent des Fahrzeugwerts entfallen auf den Akku. "Der Kunde will wissen: Woran bin ich denn?", sagte Aviloo Mitgründer Wolfgang Berger bei der Vorstellung des Tests in München.

Für den Test werden mit einem Adapter über die OBD-Schnittstelle der Fahrzeuge Daten zu Zellperformance, Stromstärke, Zellspannung, Batterieperformance sowie historische Daten wie die Zahl der Ladezyklen, Fahrverhalten oder Gesamtenergieverbrauch ausgelesen. Im Anschluss werden die Daten über eine integrierte Sim-Karte an einen Cloud-Server übermittelt und dort analysiert sowie interpretiert. Das Ergebnis wird in einem Report zusammengefasst und online bereitgestellt. Dieser enthält auch einen Zustands-Score von 1 bis 100 Punkten. Erkennt die Software in den Daten ein Sicherheitsrisiko, wird kein Score vergeben und im Report eine Fehlerwarnung samt Fehlerinfos vermerkt.

Der Flash-Test richtet sich ausschließlich an Firmenkunden, wie etwa Autohändler, Prüfdienste oder Leasinggesellschaften, erklärte Co-Gründer Nikolaus Mayerhofer. Diese könnten den Test großflächig bei der Rücknahme von Leasingfahrzeugen oder im Fall von Händlern zur Preisermittlung beim Fahrzeugankauf einsetzen. Später diene das Testergebnis dann als objektives Verkaufsargument bei der Weitervermarktung und schaffe zudem Rechtssicherheit im Falle von Rechtsstreitigkeiten wegen Mängeln. Wie das aussehen kann, lässt sich schon jetzt auf der Webseite des schwedischen Online-Gebrauchtwagenhändlers Carla.se beobachten. Dort findet sich bei jedem angebotenen E-Fahrzeug ein Testzertifikat des Aviloo-Premiumtests.

Der Premium-Test ist bereits seit Jahresbeginn am Markt und auch für Privatkunden erhältlich. In Deutschland vermarktet Aviloo diesen gemeinsam mit den Partnern GTÜ, TÜV Süd sowie ADAC. Der Premium-Test ist zeitlich deutlich aufwändiger und beinhaltet einen vollständigen Be- und Entladezyklus der binnen einer Woche im laufenden Betrieb des Autos stattfinden muss. Die Ergebnisse des Premium-Tests sind deutlich detaillierter und umfassen nicht nur einen Score sondern detaillierte Angaben zum SoH. Das sei beim Flash Test in der Kürze der Zeit nicht möglich, so Berger. Der Flash-Test sei ein "Kompromiss aus Zeit und Aufwand".

Mit dem Angebot zieht Aviloo seiner Konkurrenz vorerst davon. Der Test werde ab sofort vermarktet, hieß es. TÜV Rheinland und sein Partner Twaice haben einen ähnlichen Schnelltest für den Herbst erst noch angekündigt. Weitere Lösungen von Dekra sowie von Mahle und seinen Partnern Volytica und TÜV Nord stecken aktuell noch in finalen Erprobung. "Unseren Test gibt es schon und nicht nur eine Pressemitteilung", sagt Berger mit Blick auf die Konkurrenz. Eine TÜV-Zertifizierung des Schnelltests steht noch aus und soll demnächst folgen.

Rund 120 E-Autos und Plug-in-Modelle soll der Test derzeit abdecken. Damit sei der Markt zu nahezu 100 Prozent abgedeckt, so Mayerhofer. Wie viel der Flash-Test kostet, wollte Aviloo nicht kommunizieren.

Das Marktpotential ist aber hoch: Bei Ankündigung ihres Tests im März bezifferten TÜV Rheinland und Twaice das Potential auf rund 150.000 Tests im Jahr 2023 und 1,3 Millionen bis 2030. Andreas Geilenbrügge, Gebrauchtwagenexperte beim Marktanalysten Schwacke/Autovista24 bestätigte der Automobilwoche damals: "Ich gehe davon aus, dass sich diese Dienstleistungen am Markt sukzessive durchsetzen." In Zukunft würden Verbraucher beim Kauf eines E-Autos weniger auf den Kilometerstand als auf den SoH achten.