VW droht Berichten zufolge mit dem Austritt aus dem Verband der Automobilindustrie (VDA). VW-Konzernchef Herbert Diess fordert eine Konzentration auf die Elektromobilität wie bei VW und damit eine Abkehr von der bisherigen Technologieoffenheit. Doch die Sichtweise des VW-Konzernchefs ist an dieser Stelle ausgesprochen kurzsichtig.
Zugegeben: Für den Durchbruch der Elektromobilität in den kommenden zehn Jahren spricht derzeit einiges. Vor allem die hohen Investition des Gros der Autohersteller in diese Technologie, ausgelöst vom politischen Druck, die immer niedrigeren Schadstoff-Grenzwerte einhalten zu müssen. Doch es ist nicht so, dass es gar keine Alternativen gäbe: Erdgas zum Beispiel, das rund 20 Prozent gegenüber eines vergleichbaren Benzin-Motors an CO2 einspart. Der ehemalige VW-Chef Matthias Müller hatte eine große CNG-Offensive versprochen und geplant. Unter Herbert Diess ist davon im VW-Konzern - zum Leidwesen so manchem Technikvorstands, wie hinter vorgehaltener Hand zu hören ist - nicht mehr viel zu sehen.
Und nach wie vor ist nicht gesagt, dass sich die Kunden mit E-Autos anfreunden können. In China mag die E-Mobilität derzeit massiv gefördert werden, aber wer China kennt, weiß: Peking kann seine Meinung auch ändern. Sollten Reichweite, Ladeinfrastruktur und Ladezeiten weiterhin ein Problem bleiben, ist es nach wie vor denkbar, dass die Brennstoffzelle in wenigen Jahren dem Akku den Rang abläuft.
So oder so: In der aktuellen Situation und trotz aller Meinungsverschiedenheiten ist ein gemeinsames Auftreten für die deutsche Autoindustrie wichtiger denn je. Nie waren die Herausforderungen (Technologieschwenk, politischer Druck, drohende Rezession, massive Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, Kooperation statt Wettbewerb) und der Umbruch in der Branche größer und spürbarer. Für ein einzelnes Unternehmen ist das - wie die kürzlich bekannt gegeben Kooperation von BMW und Daimler zeigt - kaum zu bewältigen. Selbst der größte Autobauer der Welt muss sich Gedanken machen. Warum sonst, plant Volkswagen eine Zusammenarbeit mit Ford?
Wo so viel im Umbruch ist, macht Einigkeit mehr denn je stark. VW wäre daher gut beraten, im VDA zu bleiben und mit den anderen Mitgliedern gemeinsam für die Zukunft des Autos und der deutschen Automobilindustrie zu kämpfen.
Isolation ist der falsche Weg.
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