Musk will wieder mehr Macht

Elon Musks rund 44 Milliarden US-Dollar teure Übernahme des sozialen Netzwerks Twitter belastet laut neuer Aussagen des Tesla-Chefs seine Tätigkeit an der Spitze des Elektroauto-Herstellers. Auf der von ihm kontrollierten Plattform reagierte Musk in dieser Woche auf Nutzer-Beiträge zu seinem neuen Vergütungsplan – und drängte dabei auf das signifikante Aufstocken seiner Tesla-Anteile.

Seit dem Verkauf von Aktien im Milliardenwert zur Finanzierung der Twitter-Übernahme hält Musk nur noch rund 13 Prozent an Tesla. Zu wenig für den Geschmack des eigensinnigen Star-Unternehmers. "Mir ist nicht wohl dabei, Tesla zu einem führenden Unternehmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und der Robotik zu machen, ohne dass ich ~25 Prozent der Stimmrechte habe", schrieb Musk: "Genug, um einflussreich zu sein, aber nicht so viel, dass ich nicht überstimmt werden kann."

In der gegenwärtigen Konstellation mit deutlich weniger als einem Viertel der Unternehmensanteile in seinem Besitz würde Musk es demnach "vorziehen, Produkte außerhalb von Tesla zu bauen". Ein klarer Interessenkonflikt: Tesla inszeniert sich als Pionier beim autonomen Fahren, und sollte Musk künftige KI-Projekte in separaten Firmen wie seinem Start-up xAI ansiedeln, könnte das nicht nur dem Image, sondern auch dem Geschäft des Herstellers schaden.

Das weiß auch Musk, weshalb das von ihm jetzt losgetretene Drama weithin kalkuliert sein dürfte. Die Verhandlungen über seinen neuen Vergütungsplan hängen nach weiteren Aussagen auf Twitter – oder X, wie es seit der Umbenennung heißt – auch vom Ausgang einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit einem Investoren in den USA ab, der gegen die 2018 gewährte und aus seiner Sicht unverhältnismäßige Zehn-Jahres-Vergütung von Musk vorgeht.

In der Diskussion auf X ging Musk außerdem auf die Frage eines Nutzers ein, ob sein Anteil von 13 Prozent nicht Motivation genug sei, sich weiterhin für Tesla ins Zeug zu legen. "Was den Aktienbesitz selbst als Motivation angeht, besitzen Fidelity und andere ähnliche Anteile wie ich", antwortete Musk: "Warum kommen die nicht zur Arbeit?" Seine Fans werden ihm wie immer zustimmen, aber bei seinen Kritikern – zu denen auch viele Anleger gehören – wird diese jüngste Eskapade gar nicht gut ankommen.

Erst im November hatte Musk auf der Bühne einer Konferenz mit Beleidigungen um sich geworfen. Sein Zorn richtete sich gegen Werbekunden, die sich aus Sorge um ihr Image von X abgewandt hatten. "Wenn jemand versucht, mich mit Anzeigen zu erpressen? Mich mit Geld zu erpressen? Go fuck yourself!“, motzte er. Kurz vorher hatte eine Umfrage von Civey im Auftrag der Automobilwoche ergeben, dass mehr als die Hälfte der Befragten glaubte, Musks Verhalten schade der Reputation von Tesla "eher stark" oder sogar "sehr stark".

Aus dem Datencenter:

Umfrage zur Beeinflussung der Tesla-Reputation durch Elon Musk