"EV schon ab 2022 mit 500 Kilometern Reichweite"

Die Elektromobilität ist nach Einschätzung von Renault-Vorstand Olivier Murguet in Europa auf dem besten Weg zu einem Massen-Phänomen. Dafür sprechen Murguet zufolge nicht nur die hohen Steigerungsraten bei den Zulassungen, sondern auch die technologischen Verbesserungen des E-Autos und der massive Ausbau der Ladeinfrastruktur.

"Es gibt immer noch Stimmen die behaupten, das EV hebe nicht ab. Wir denken, dass das falsch ist", sagte Murguet am Mittwoch beim Kongress der Automobilwoche in Berlin. Seit Jahresbeginn seien die Zulassungen von Elektrofahrzengen in Europa um 80 Prozent gestiegen, in China auf hohem Niveau noch um 60 Prozent, erinnerte Murguet.

Renault erwarte für 2022 globale Neuzulassungen im Elektrosegment von drei Millionen Einheiten, 2025 schon von zehn Millionen. "Das wäre dann bereits ein Marktanteil von etwa zehn Prozent, was sicherlich nicht mehr zu vernachlässigen ist."

Wichtig für die Akzeptanz der elektrischen Mobilität sei die sichere Reichweite der rein batterie-elektrischen Fahrzeuge, so Murguet. Hier mache Renault große Fortschritte: "Wir werden ab 2022 eine reale Reichweite von 500 Kilometern erreichen. Damit werden die Sorgen um eine ausreichende Reichweite der Vergangenheit angehören", zeigte er sich überzeugt.

Auch die Befürchtung, keine Ladestationen zu erreichen, werde von Jahr zu Jahr unbegründeter. "Schon ab Ende 2020 wird es in Europa rund 220.000 öffentliche Ladestationen geben," so Murguet.

Voraussetzung für einen Erfolg der E-Mobilität seien aber nicht nur technische Verbesserungen, sondern auch ein gut vorbereiteter Autohandel, betonte Murguet. "Unsere Erfahrung bei Renault ist, dass das Training der Händler massiv sein muss."

Nicht zulezt werde auch das Angebot im E-Segment immer breiter. So werde die Modellvielfalt in Europa von derzeit 34 elektrischen PKW bis 2025 auf 160 Modellvarianten steigen. In China werde die Auswahl von aktuell 194 auf 310 Modelle steigen. "Durch eine größere Vielfalt werden künftig auch solche Autokäufer im Elektrosegment fündig werden, die bislang noch vergebens nach ihrem Wunschmodell suchen."

Für den Autohandel biete das Geschäft mit Elektrofahrzeugen einen großen Vorteil, sagte der Renault-Verkaufschef: "Wir haben im EV-Segment einen deutlich geringeren Stress mit Rabatten als im Geschäft im Verbrennungs-Segment."

Zudem seien Käufer von E-Autos deutlich loyaler gegenüber einer Marke als Kunden eines Verbrenner-Fahrzeugs: "Wir haben zum Beispiel in Norwegen erlebt, dass EV-Kunden 20 Prozent loyaler sind als Käufer von Verbrennungsfahrzeugen."

Zu der sich anbahnenden Fusion des Erzrivalen PSA mit dem italo-amerikanischen Konzern FCA äußerte sich Murguet nur knapp. "Warum sollten wir neidisch sein - wir haben die Allianz mit Nissan und Mitsubishi, die global sehr erfolgreich ist."

Diese Allianz habe auch trotz der jüngeren Probleme im Verhältnis zwischen Nissan und Renault beste Wachstumschancen. "Die Allianz ist wirklich global, und sie ist auf praktisch allen Märkten der Welt präsent." Kein Partner stelle die enge Zusammenarbeit in der Allianz in Frage, betonte Murguet weiter.

Auf die Frage, ob er womöglich der nächste Vorstandsvorsitzende von Renault sein könnte, antwortete Murguet erwartungsgemäß diplomatisch: "Ich werde sicher der Letzte sein, der auf diese Frage antworten würde", beschloss Murguet seinen Vortrag.

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