Die Skepsis war groß vor Beginn der ersten IAA Mobility in München. Viele Hersteller blieben der größten Autoshow in Deutschland fern. Die Furcht vor leeren Hallen und dem Strudel der Negativberichte über die Autobranche schreckten sie ab. Dazu kam die Unsicherheit wegen Corona, ob eine Präsenzveranstaltung in dieser Größenordnung überhaupt machbar ist. Und weil die Autogegner der Republik äußerst medienwirksam mit massiven Protesten drohten, hatte manch ein Besucher bei der Anreise angesichts der massiven Polizeipräsenz vermutlich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Es gab sicher schon unbeschwertere Zeiten, um eine Automesse zu veranstalten.
Umso größer dürfte das Aufatmen beim VDA und in der gesamten Automobilbranche nach diesem Experiment sein. Denn nach einer Woche und rund 400.000 Besuchern hat sich das neue Konzept zumindest in Teilen bewährt, der Neustart in München ist geglückt. Zwar war der Beginn etwas zäh, weil wegen Corona deutlich weniger Journalisten aus dem Ausland anreisten als zu Frankfurter Zeiten. Doch spätestens am zweiten Tag waren die Messehallen voll. Auf dem Open Space in der Innenstadt, wo sich die Hersteller mit teils spektakulären Ständen präsentierten, ging am Abend zeitweise gar nichts mehr. Auch die Zulieferer, die auffallend präsent waren, berichteten über eine gute Resonanz. Der Protest der Messegegner, die der Branche ein "Greenwashing" vorwerfen, blieb zum Glück überwiegend friedlich.
Klar ist aber auch, dass bei einer Neuauflage in zwei Jahren noch erheblich Luft nach oben ist. Vor allem ausländische Hersteller wie Toyota oder Stellantis mit ihren Marken wurden schmerzlich vermisst. Schließlich lebt eine Messe auch von der Vielfalt und Exotik der unterschiedlichen Modelle. So gelang es etwa Great Wall Motor aus China mit seinen zwei Marken Ora und Wey für große Aufmerksamkeit zu sorgen. Ob dagegen die Zweiräder wirklich einen so breiten Raum einnehmen müssen, darf getrost hinterfragt werden. Dafür gibt es spezialisierte Messen wie die Eurobike. Was bleiben wird, ist der Fokus auf Nachhaltigkeit, der die gesamte Branche umtreibt. Noch waren vereinzelt Verbrenner-Modelle und Plug-In-Hybride zu sehen. 2023 dürfte diese Ära zumindest bei den Neuheiten endgültig beendet sein.
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