Alles auf „E“ – das ist ein Kommando, bei dem auch die Mannen der M GmbH im Münchner Stadtteil Garching gut mitgehen können. Nur dass die sportliche BMW-Tochter dabei – zumindest diesmal - nicht an E wie Elektro denkt, sondern vor allem Emotionen im Sinn hat. Denn wenn sie in diesem Frühling zu Preisen ab 72.800 Euro den neuen M2 an den Start bringen, dann feiert die Fahrfreude ein fröhliches Frühjahrserwachen. Vielleicht zum letzten Mal dürfen sich Petrolheads dabei dem Rausch der Endorphine hingeben und sich an hemmungsloser Raserei berauschen, wenn die E-Motoren hübsch weit weg vom Antrieb verbaut werden und nur sekundäre Komfortfunktionen wie die Fensterheber oder die Sitzverstellung übernehmen.
Genau wie das zivile Zweier Coupé auf Dreier und Vierer basiert, ist auch der M2 ein enger Verwandter von M3 und M4 und fußt deshalb auf einer klassischen Heckantriebs-Plattform statt auf dem gemeinsamen Baukasten von Einser, Zweier und den Maxi-Minis. Allerdings ist er nicht nur rund 13.000 Euro billiger als ein M3, sondern auch 21 Zentimeter kürzer und vor allem zwei Zentner leichter, hat elf Zentimeter weniger Radstand und wird entsprechend agiler – selbst wenn er auf dem Papier natürlich nicht ganz mithalten kann: Wo der drei Liter große Reihensechser im M3 auf 480 PS und 550 Nm kommt, stehen hier erst einmal 460 PS und 550 Nm im Datenblatt und Schluss ist statt bei 290 bereits bei bestenfalls 285 km/h. Aber schon beim Sprintwert von 4,1 Sekunden nimmt der Zweier dem Dreier eine Zehntelsekunde ab. Und es braucht nur zwei, drei Kurven, um zu erkennen, dass das billigste echte M-Modell auch das authentischste ist. Nicht umsonst beschränkt sich die M GmbH einmal mehr auf den traditionellen Heckantrieb und leistet sich sogar den Luxus eines zumindest optionalen Schaltgetriebes.
Ein BMW von altem Schrot und Korn
Der BMW M2 wird die Petrolheads erfreuen - mit aggressivem Design, viel Kraft und Heckantrieb. Hinzu kommt ein Extra, das früher Standard in Sportwagen war.
So beginnt ein Freudentanz, der dem Fahrer ein fast schon debiles Grinsen ins Gesicht zaubert. Denn während die Gänge nur so durch die engen Gassen fliegen, die Knöchel vom festen Griff um das dicke Sportlenkrad schon langsam weiß werden und die rote Nadel weit über 6000 Touren schnellt, prügelt der Sechszylinder den Wagen so vehement voran, dass einem Hören und Sehen vergeht.
Je kürzer die Geraden werden und je enger die Kurven, desto mehr Spaß macht diese kleine Granate: Unerschütterlich hält der Zweier dort den Bodenkontakt, scharf schneidet er durch die Kurven, sodass man sich auch an den schraubstockartig engen Sitzen freut, und bei jedem Zwischenspurt lässt er ganz leicht das Heck kommen, bevor ihn ein geschickter Lenkeingriff oder zur Not eben doch das Stabilitätsprogramm mühelos wieder einfängt. Immer mehr, immer quer – so wedelt der Wagen mit quietschenden Reifen entlang der Ideallinie und schürt mit jedem Schwenk seines knackigen Hinterns im Fahrer ein Feuer, das erst mit dem letzten Tropfen Sprit im viel zu kleinen Tank versiegen wird. Dieses Auto macht süchtig und bestätigt mit jedem Meter: Ja, Mann, so und nicht anders muss ein BMW fahren.
Verpackt ist das Ganze in einer Karosserie, die vor Kraft förmlich zu bersten scheint und mit dem konventionellen Zweier nur noch die Grundzüge gemein hat: Riesige Luftauslässe, weit ausgestellte Kotflügel wie bei den seligen Gruppe-C-Rennwagen und ein Heck mit Stoßfängern so dezent und filigran wie Eisenbahnschwellen: Dieses Auto ist pure Provokation – und trotzdem stimmiger als manch andere Neuheit aus München, weil es den Erwartungen an so einen Ballermann entspricht und weil es sogar mit einer ansehnlichen Niere daherkommt.
Lustvoll und leistungsstark, kurz und knackig und wunderbar provozierend – so wird der neue M2 als mutmaßlich letzter seiner Art zur automobilen Entsprechung für den goldenen Sonnenuntergang nach einem glorreichen Tag. Dumm nur, dass am nächsten Morgen die Parallelen enden. Denn während die Sonne dann schon wieder am Himmel steht, bricht auch auf der Überholspur die Zeit der Stromer an.
Aus dem Datencenter: