Wenn Sie wüssten, was Ihr Fahrzeug weiß

Während die regulatorische Ausgestaltung des künftigen Zugriffs auf Fahrzeugdaten durch die Europäische Kommission noch aussteht, spielen viele Fahrzeugdaten längst im Betriebsalltag von Branchenplayern eine Rolle.

Vor allem High Mobility, ein Tochterunternehmen der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) und der Datenmarktplatz Caruso, haben sich als Datenspezialisten positioniert. Beide sind im Datengeschäft tief verankert.

"Jeden Tag produziert ein Auto mehr als 25 Gigabyte an Daten", sagt DAT-Geschäftsführer Thilo Wagner. Für die Hersteller ist das ein großer Schatz. Dagegen haben die Dienstleister der Branche bislang nur auf einen Bruchteil der Daten Zugriff. "Die Diskussion über die Daten verhindert derzeit viele Anwendungsfälle in der Branche."

Doch bereits jetzt hat High Mobility, bei dem die DAT im Frühjahr 2020 als Investor eingestiegen ist und in absehbarer Zeit komplett übernehmen will, rund 385 Datenpunkte auf seiner Plattform. „Wir sind  bereit für über 600 Datenpunkte“, sagt Katharina Röcker von High Mobility.

Gesammelt wird vieles: Gefahrene Kilometer, einzelne Fahrstrecken, GPS-Daten sowie Lade- und Entladezyklen geben Hinweise auf das Fahrprofil. Motordrehzahl,  Modi des Automatikgetriebes und Gurtstraffungen geben Auskunft über den Fahrstil. Mit den Verstellvorgängen des Fahrersitzes weiß man mehr über die Anzahl der Fahrer.

Die Autobauer stellen immer nur einen Teil der Daten zur Verfügung. Welche, bestimmt der Hersteller selbst. Laut Yannik Lober hat High Mobility bei Fahrzeugen des Stellantis-Konzerns Zugriff auf 200 Datenpunkte. Dagegen gibt Mercedes bei Flottenkunden nur 80 Datenpunkte frei. „Die Freigabe ist immer herstellerabhängig“, so Lober.

Auf solchen Daten lassen sich Geschäftsmodelle aufbauen. „Versicherungen gehören zu unseren wichtigsten Kunden“, sagt Lober.

Was möglich ist, zeigen die Projekte und Beispiele von High Mobility:
-    „Pay as you drive“: Versicherungen nutzen für einen entsprechenden Tarif den Kilometerstand und passen an die Fahrleistung die Prämie an. Ein Angebot gibt es beispielsweise von der schwedischen Versicherung Paydrive.
-    „Pay how you drive“: Bei diesem Versicherungstarif fließt der Fahrstil in die Prämie mit ein. Mit Stellantis und Ford laufen Pilotprojekte.
-    Tarifstufen beim Auto-Abo: ViveLaCar kooperiert mit Mercedes-Benz bei den kilometerabhängigen Tarifstufen. Jeder zusätzliche Kilometer wird separat berechnet.
-    Geofencing: Die Standortdaten zeigen an, wenn ein Auto den entsprechenden Geschäftsbereich verlässt. Dies ist vor allem für Auto-Abo-Anbieter und Vermieter interessant und unterstützt bei der Aufklärung von Fahrzeugdiebstählen.

Mit Geofencing - ein englisches Kunstwort aus geographic ("geographisch") und fence ("Zaun") - wird das automatisierte  Auslösen einer Aktion durch das Überschreiten einer geo-lokalisierten Begrenzung bezeichnet. Meist handelt es sich um eine  geografisch definierbare, geschlossene Fläche, so dass zwischen
"innerhalb der Fläche" und "außerhalb der Fläche" unterschieden  werden kann

Ford startete jüngst ein Geofencing-Projekt in Köln. "Die Geofencing-Technologie hat nachweislich das Potenzial, das tägliche Autofahren einfacher und sicherer zu machen - zum Nutzen aller, nicht nur der Person hinter dem Steuer", sagt Ford-Manager Michael Huynh.

Aus dem Datencenter:

Conncted-Car-Innovations-Ranking (CCI) 2021