Faurecia-CEO Patrick Koller warnt vor einer schleichenden Dominanz der chinesischen Autobauer und vor dem Verlust des Durchschnitts-Autokäufers für die europäische Autoindustrie. "Ein aktuelles chinesisches Elektroauto kostet im Schnitt zwischen 8.000 bis 10.000 Euro weniger als ein vergleichbares Angebot aus europäischer oder nordamerikanischer Produktion. Natürlich sind diese Fahrzeuge für den chinesischen Markt konzipiert, sie müssen an den europäischen Markt angepasst werden. Was den Preis betrifft, so wird man dann sehen, ob die europäischen Hersteller dieses Rennen noch gewinnen können", sagte Koller im Interview mit der Automobilwoche. Faurecia gehört zu den weltweit größten Automobilzulieferern.
CEO Koller: "Es ist ein Drama, denn tatsächlich ist es so, dass Sie umso mehr auf ein eigenes Auto angewiesen sind, je weniger gut situiert Sie sind – denn die wohlhabenderen Leute in den Großstädten brauchen oft gar kein Auto mehr, sehr wohl aber die Pendler in den Vororten und auf dem Land."
Um auf Dauer wettbewerbsfähig zu sein, müsse die Autobranche sich grundlegend wandeln, betonte Koller. "Wir müssen endlich in Systemen denken. Das fällt vielen schwer, weil die Branche in Silos organisiert ist. Diese Silos funktionieren aber nicht mehr." Chinesische Autobauer beschäftigten deutlich weniger Ingenieure als europäische. "Die Wirtschaft muss also ihre Organisation überdenken. Wir sind eine Industrie, die Cash unnötigerweise verbrennt", kritisierte der Faurecia-CEO und nannte als Beispiel die viel zu hohe Anzahl von Varianten und Optionen. "Das alles muss nicht sein."
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