Free-floating treibt das Carsharing

Carsharing ist weiter auf Wachstumskurs: „Wir haben im vergangenen Jahr eine stark steigende Nachfrage gespürt“, sagte Gunnar Nehrke, Geschäftsführer des Carsharing-Verbands bcs, im Rahmen einer Jahrespressekonferenz. Es habe eine deutliche Erweiterung in allen Marktsegmenten gegeben.

Insgesamt stieg die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge um mehr als 27 Prozent auf 43.110 Einheiten (Stand: 1. Januar 2024). Zulegen konnte vor allem das free-floating Carsharing: Die Anbieter erhöhten die Flotte um knapp 42 Prozent auf 26.350 Fahrzeuge. Insbesondere der Anbieter Miles habe sich dynamisch entwickelt, so Nehrke.

Auf das Free-Floating entfällt auch das Gros der Nutzer: Mehr als 4,5 Millionen Fahrberechtigte sind bei den Anbietern gemeldet – inklusive mehrfach angemeldete Carsharer und Kunden, die ihre Mitgliedschaft ruhen lassen. In den vergangenen zwölf Monaten hat die Zahl der Nutzer um mehr als ein Viertel (26 Prozent) zugelegt.

Während das reine free-floating Carsharing in größeren Städten und deren Umland zu finden ist, mittlerweile gibt es das Angebot an 50 Standorten, prägt das stationsbasierte Carsharing auch den ländlichen Raum: In 1271 der insgesamt 1285 Carsharing-Orte wird diese Variante des Autoteilens angeboten.

Die 287 Anbieter haben 16.760 Fahrzeuge in ihrer Flotte (+9,1 Prozent). Genutzt werden die Fahrzeuge von mehr als einer Million Teilnehmer (+10,2 Prozent).

Nehrke geht davon aus, dass der positive Gesamttrend weiter anhält: „Wir erwarten, dass es in den nächsten Jahren so weiter geht.“ Schließlich ist der Carsharing-Anteil mit Blick auf den Pkw-Bestand gerade mal bei 0,1 Prozent.

„Carsharing wird finanziell immer attraktiver“, so Nehrke. Schließlich werden die steigenden Mobilitätskosten von mehreren Personen pro Fahrzeug getragen. Allerdings ist von den derzeit sinkenden Preisen bei Neu- und Gebrauchtwagen bei den Anbietern noch wenig angekommen.

Damit ein eigener Pkw günstiger ist, müssen die Besitzer mehr als 14.000 Kilometer im Jahr zurücklegen. Damit ist laut Nehrke für etwa 45 Prozent der Haushalte in Deutschland das Teilen der Fahrzeuge günstiger.

„Im europäischen Vergleich ist Carsharing in Deutschland spottbillig“, so Nehrke. Er gehe davon aus, dass dies auch so bleibe. Dennoch können viele Anbieter profitabel arbeiten: Je größer der Ort, desto leichter sei dies für Anbieter. „In kleineren Städten ist es problemlos möglich, ein profitables Angebot zu haben.“

Wie für Vermieter stellt sich auch für Carsharer die Transformation zu E-Mobilität als schwierig heraus. Im vergangenen Jahr wuchsen die Flotten deutlich stärker durch zusätzliche Verbrenner als durch weitere E-Autos. Zwar sind 17,8 Prozent der Flotte elektrifiziert, doch im Vorjahr lag der Anteil noch über 20 Prozent.

Entscheidender Aspekt: das Laden. 80 Prozent der e-Autofahrer laden ihre Fahrzeuge zu Hause oder bei der Arbeit, aber „da sind Carsharing-Fahrzeuge nie“, so Nehrke. Er forderte von der Bundesregierung, mehr in die Ladeinfrastruktur zu investieren.

Aus dem Datencenter:

Entwicklung des Charsharings von 1999 bis 2023