Rätsel um die brennenden Fahrzeuge

Seit nunmehr über 48 Stunden brennt der Autotransporter Fremantle Highway auf der Nordsee vor der niederländischen Insel Terschelling. Ein Mensch verlor dabei sein Leben. Wie die holländische Küstenwache mitteilte, hält ein Schlepper per Seil eine Verbindung zum Schiff und verhindert ein weiteres Abdriften. Die Rettungskräfte beobachten die Situation, eine Bergung ist weiterhin nicht geplant. Die genaue Ladung des Schiffs gibt indessen weiter Rätsel auf.

Nach einer ersten Angabe von 2857 Fahrzeugen an Bord korrigierte die japanische Reederei die Einschätzung der niederländischen Behörden auf 3873 nach oben. Der Frachter war damit gerade einmal halbvoll. Kawasaki Kisen Kaisha benennt die Kapazität des in Panama registrierten Transporters mit 6000 Fahrzeugen. In der Nacht zu Mittwoch hatte die Fremantle Highway den Nordhafen von Bremerhaven mit dem Ziel Singapur verlassen. Zunächst hatte die niederländische Küstenwache vom Ziel Port Said in Ägypten gesprochen.

Welche Fahrzeuge genau an Bord sind, ist dabei weiterhin nicht bekannt. Mercedes bestätigte gegenüber der Automobilwoche eine Zahl von 350 Autos auf der Fremantle Highway. Auch BMW kommunizierte inzwischen, es befänden sich Fahrzeuge der BMW Group an Bord – dies schließt die Kernmarke BMW, Mini und Rolls Royce ein. Eine genaue Zahl nannten die Münchener gegenüber der Automobilwoche nicht.

Der Volkswagen-Konzern äußerte sich bisher nicht im Detail zu möglichen Fahrzeugen an Bord der Fremantle Highway. Gegenüber der Automobilwoche teilten die Wolfsburger nur knapp mit: "Volkswagen hat Kenntnis vom Brand eines Autotransportschiffs in der Nordsee vor Ameland. Mit großer Betroffenheit haben wir Berichte vom Verlust eines Menschenlebens aufgenommen und sind erleichtert, dass nach diesen Meldungen der Rest der Crew in Sicherheit ist. Zum Schiff, der Havarie, dem Brand und der Ladung kann Volkswagen aktuell keine weiteren Angaben machen." Gerüchte über weitere Fahrzeuge aus dem Premium-Segment sind bisher unbestätigt.

Die OEMs Ford, Stellantis, Renault und Nissan schlossen auf Nachfrage von Bloomberg bereits aus, dass sich Fahrzeuge ihrer Marken unter den 3783 Autos befunden hätten. Ein Sprecher von Toyota bezeichnete die Möglichkeit gegenüber dem Wirtschaftsdienst als "unwahrscheinlich". Tesla reagierte nicht auf eine Anfrage, verschifft seine Fahrzeuge aber ohnehin aus den Niederlanden und Belgien und weniger aus Bremerhaven.

Laut niederländischer Küstenwache gehörten zu den 3783 Fahrzeugen auch rund 25 Elektroautos. Auch diese Zahl wurde am Freitag korrigiert. Die Reederei Kawasaki Kisen Kaisha sprach von 498 Elektroautos verschiedener Marken. Ob diese den Brand auslösten, ist aktuell noch offen. Funkverkehr zwischen Schiff und Küstenwache, den der holländische Sender RTL veröffentlichte, sollen suggerieren, die Batterie eines Elektroautos habe Feuer gefangen und das Fahrzeug schließlich explodiert. Auch für diese Theorie gibt es noch keine Bestätigung.

Fakt ist: Elektroautos brennen nicht häufiger als Verbrenner-Modelle. Eine Studie des amerikanischen Versicherungsunternehmens AutoinsuranceEZ ergab, dass von 100.000 versicherten Elektro-Autos gerade einmal 25 in Brand geraten seien. Bei Verbrennern ermittelte das Institut die Zahl von 1530 Autos unter 100.000 Versicherungsnehmern. 

Die Debatte um den sicheren Transport von Elektroautos auf Autotransportern ist dabei nicht neu. Im Februar 2022 war die "Felicity Ace" mit rund 4000 deutschen Autos vor den Azoren in Brand geraten. Über 1000 Porsche, Bentley und Lamborghini waren dabei verbrannt. Bei der Bergung war das Schiff gesunken, die Brandursache wurde nie offiziell geklärt. Gegenüber der Automobilwoche hatten große Reedereien schon damals erklärt, dennoch weiter Elektroautos an Bord ihrer Schiffe mitzunehmen.

Aus dem Datencenter:

Produktion und Logistikaufwand der Autoindustrie in Deutschland 2020 bis 2022