Das steigende Angebot ist nach Ansicht von Stefan Schneck, Chief Sales Officer Deutschland bei Autoscout24 jedoch nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass nun wieder alles in Ordnung ist: "Der Angebotsanstieg geschieht im Zuge einer sich weiter zuspitzenden Produktionssituation. Zum herrschenden Chipmangel kommen weitere Teilmangel aufgrund der Ukrainekrise hinzu. Auf der anderen Seite haben die explodierenden Spritpreise und die nach wie vor hohen Angebotspreise sicherlich auch einen Einfluss auf die Nachfrage. Das Innehalten vergangener Nachfrageschübe lässt das Angebot dadurch unmittelbar wachsen."
Bei Mobile.de gibt man sich im Hinblick auf die Gründe für den plötzlichen Anstieg zurückhaltender. Ein Sprecher teilte der Automobilwoche auf Nachfrage mit: "Die möglichen Ursachen für den Anstieg der Inserate sind vielfältig. Denkbar wäre beispielsweise ein Zuwachs verfügbarer Fahrzeuge auf Händlerseite zum Quartalsende." Inwieweit der Anstieg tatsächlich Auftakt für einen langfristigen Aufwärtstrend im Fahrzeugmarkt sein könnte, werde man in den kommenden Monaten weiter beobachten.
Dass die explodierenden Spritpreise und die hohen Angebotspreise für Gebrauchte Verbraucher zunehmend vom Kauf abhalten, scheint jedoch plausibel: Der durchschnittliche Inseratspreis bei Mobile.de lag im März 2022 bei 31.520 Euro. Das sind 27,1 Prozent mehr als im März 2021. Damals lag der Durchschnittspreis bei 24.793 Euro. Die durchschnittliche Standzeit beziffert die Plattform mit rund 76 Tagen (März 2021: 106). "Die Standtage haben den niedrigsten Wert innerhalb eines Jahrzehnts erreicht", sagte Martin Fräder, Head of Sales bei Mobile.de in einer Pressemitteilung. Konkurrent Autoscout24 gibt den durchschnittlichen Angebotspreis für März 2022 mit 27.103 Euro an. Das sind 22 Prozent beziehungsweise 4.844 Euro mehr als im Vorjahresmonat.
Es gibt zudem einen Ausreißer vom jüngsten Angebotszuwachs: E-Autos. Hier nahm das Angebot gegenüber Februar 2022 laut Autoscout24 um sieben Prozent ab und der Durchschnittspreis um sechs Prozent zu. Die Gebrauchtwagenplattform sieht darin eine direkte Reaktion der Autokäufer auf die nach oben schießenden Kraftstoffpreise.
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