Insolvenzwelle bei E-Mobilität droht

Trotz Inflation, Kriegen und Lieferketten-Problemen hat der globale Boom bei Elektroautos im vergangenen Jahr angehalten und eine neue Rekordmarke erreicht. Am stärksten profitierten davon die chinesischen Hersteller, deren Produktionsvolumina nochmals deutlich stiegen.

2023 wurden nach Berechnungen des Center of Automotive Management (CAM) weltweit rund neun Millionen rein elektrische Pkw verkauft. Inklusive leichte Nutzfahrzeuge waren es rund zehn Millionen Einheiten. Dies bedeutete eine Steigerung um 29 Prozent gegenüber 2022.

Für 2024 rechnet CAM-Chef Stefan Bratzel mit einem weltweiten Elektro-Absatz von elf Millionen Pkw (+22 Prozent). Leitmarkt wird dabei weiter der chinesische Markt bleiben.

International blieb 2023 China mit 5,1 Millionen Einheiten (+21 Prozent) unangefochten die Nummer eins bei BEVs mit einem Weltmarktanteil von 57 Prozent. In Europa wurden zwei Millionen EVs verkauft (+27 Prozent) und den USA rund 1,2 Millionen BEVs (+50 Prozent).

Bratzel stellt in seiner Analyse der globalen Entwicklung fest: "China und chinesische OEMs dominieren neben Tesla bereits heute den Weltmarkt. In den Top-6 der absatzstärksten Elektroautohersteller befinden sich mit BYD, SAIC, Geely und GAC vier chinesische Hersteller."

Vor allem BYD und Tesla profitierten immer mehr von Skaleneffekten und ihrer im Wettbewerbsvergleich sehr guten Kostenposition. "Die Reduzierung der Kosten entlang der elektromobilen Wertschöpfungskette wird ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Hersteller, da für das Jahr 2024 mit einer Intensivierung des Preiskampfes gerechnet werden muss", so Bratzel. Dies sei vor allem für die deutschen Hersteller eine Herausforderung.

Probleme sieht Bratzel auf viele Hersteller aus der zweiten und dritten Reihe zukommen: "Für die unzähligen Newcomer-Marken schlägt angesichts hoher Kapitalzinsen und fordernder Wettbewerbsbedingungen allmählich die Stunde der Wahrheit. Gelingt es ihnen mittelfristig nicht, Skaleneffekte
zu realisieren und ausreichend Investorengelder zu akquirieren, dann droht hier auf absehbare Zeit eine Insolvenzwelle."

Für viele Newcomer sei 2023 "kein leichtes Jahr" gewesen, rechnet Bratzel vor. Nio erreichte 160.000 Auslieferungen (+30 Prozent), verfehlte damit aber sein ursprüngliches Ziel einer Verdopplung. Xiaopeng kam auf 142.000 BEVs (+17 Prozent). Hozon (Neta) vermeldete sogar einen Absatzrückgang um 16 Prozent auf 127.000 elektrifizierte Fahrzeuge. Li Xiang (Li Auto) bildete aber mit einem großen Sprung (+183 Prozent) seines elektrifizierten Portfolios auf 376.000 Einheiten eine Ausnahme.

Für den europäischen Markt prognostiziert der Automobilexperte 2024 einen BEV-Absatz von etwa zwei Millionen Pkw (+27 Prozent), der zu einer Steigerung des BEV-Anteils von 12,2 Prozent auf 15,4 Prozent führt. In den USA wurden rund 1,2 Mio. BEVs (+50 Prozent) ausgeliefert. Dort wächst der Anteil vollelektrischer Pkw am Gesamtzulassungsvolumen von 5,8 auf 7,7 Prozent.

Die drei größten Hersteller Tesla, BYD und VW Group zusammen sind demnach für fast die Hälfte (46 Prozent) aller EV-Neuzulassungen verantwortlich. Tesla steigerte seine Auslieferungen von 1,31 auf 1,81 Millionen BEVs (+38 Prozent). Jedoch gerät der Elektropionier zunehmend unter Druck, da BYD seinen Wachstumskurs mit einer Steigerung von 73 Prozent auf 1,58 Millionen BEVs fortsetzte.

Aus dem Datencenter:

Entwicklung der reinen Elektroautos in Deutschland bis Dezember 2023