Kanzler Scholz verspricht Tempo bei Ladenetzausbau

"So schön das Joggen ist, für manche Strecken nimmt man doch besser das Auto." Mit diesen Worten eröffnete Kanzler Olaf Scholz seine Rede zur Eröffnung der IAA Mobility 2023. Damit hatte er den Bogen von seinem Unfall zur Automesse in München gespannt und gleichzeitig die Lacher auf seiner Seite. Aber auch handfeste Aussagen zu drängenden Themen der Branche gab es zu hören.

„Wir werden als erstes Land in Europa in den nächsten Wochen ein Gesetz auf den Weg bringen, mit dem die Betreiber von 80 Prozent aller Tankstellen dazu verpflichtet werden, Schnelllademöglichkeiten mit mindestens 150 Kilowatt für E-Autos bereitzustellen“, kündigte Scholz an. Der schleppende Ladenetzausbau gilt als eines der Hemmnisse für den weiteren Hochlauf der Elektromobilität. Derzeit gebe es 90.000 öffentliche und 700.000 private Ladestationen. 300.000 weitere private Stationen mit Wallboxen seien in Planung.

Bei der Frage der Energiepreise blieb Scholz vage. "Die Entscheidung fällt leichter für ein E-Auto, wenn es sich rechnet", sagte er. Schon jetzt koste Benzin das Dreifache wie Strom. Nach fünf Jahren fahre man mit Strom billiger. Die Strompreise seien wieder unter dem Niveau vor Kriegsbeginn in der Ukraine. Dauerhaft könne aber nur der Ausbau regenerativer Anlagen helfen. Bei der Photovoltaik kämen derzeit 30 Fußballfelder pro Tag hinzu. Allein im Juli seien 95 Windräder gebaut worden. "Da sind wir auf Kurs", so Scholz.

Während des anschließenden Kanzlerrundgangs kam es zu vereinzelten Protesten von Klimaschützern. Auf dem Stand von BMW protestierten Greenpeace-Aktivisten, ließen sich aber schnell von Sicherheitskräften nach draußen geleiten. Sowohl Scholz als auch der Bayrische Ministerpräsident Markus Söder sowie Münchens Bürgermeister Dieter Reiter hatten zuvor das Vorgehen der Klimaaktivisten kritisiert. "Klimaschutz gelingt nur mit der Industrie, nicht gegen die Industrie", so Reiter. Söder sagte, für Flächenländer wie Bayern sei Mobilität ohne Auto nicht machbar. "Wir sollten Ja sagen zum Automobil. Es ist unser wichtigstes Wirtschaftsgut."

VDA-Präsidentin Hildegard Müller wiederholte ihre Forderungen nach besseren Standortbedingungen in Deutschland. Es mehrten sich Anzeichen für ein Rückgang der Investitionen. Gründe seien eine zu hohe Steuer- und Abgabenlast, nicht wettbewerbsfähige Energiepreise. Außerdem müsse der Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigt werden. "Entfesselung wäre das Gebot, aber stattdessen gibt es immer mehr Regulierung", kritisierte Müller. Das schnüre den Unternehmen die Luft für Innvationen ab.

Beim seinem Rundgang machte Kanzler Scholz unter anderem Station bei Mercedes, BMW, Volkswagen, Opel und Tesla sowie Zulieferern wie Bosch, ZF oder Mahle. Um die zahlreich vertretenen chinesischen Herstellern machte Scholz dagegen einen Bogen. "Faire Konkurrenz belebt das Geschäft und bleibt die Triebfeder für Innovation", sagte er mit Blick auf die neuen Wettbewerber. Die IAA ist noch bis Sonntag geöffnet. Schauplatz ist neben der Messe in München auch die Innenstadt, wo zahlreiche Hersteller mit großen Pavillons für das breite Publikum vertreten sind. In diesem Jahr sind knapp 750 Aussteller aus 38 Ländern vertreten. Über 300 Neuheiten aus der Branche werden präsentiert.

Aus dem Datencenter:

Umfrage zur Zufriedenheit mit dem Ladenetz-Ausbau