Obwohl es den Händler aktuell nicht schlecht geht – vor allem für die Zukunft sehen nicht wenige Händler schwarz. Institutsleiter Stefan Reindl sagte, dass die Ergebnisse zwar einen erneuten Tiefpunkt markieren. Indes deckt die herausfordernde Branchensituation ein teils indifferentes und heterogenes Stimmungsbild auf. "Vor dem Hintergrund teils deutlich gestiegener Umsatzrenditen und eines offensichtlich soliden Wirtschaftsjahres 2022 dürfte die schlechte Stimmung vor allem auf Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunftsperspektiven zurückzuführen sein." Die Stimmung kippt.
Die Vertriebspolitik der Autohersteller und das Gebrauchtwagen-Geschäft sind die größten Kritikpunkte der Händler. Vor allem die "Abstimmung vertriebspolitischer Entscheidungen" – und damit die Kommunikation zwischen Hersteller und Handel hinsichtlich einer zukunftsgerichteten Zusammenarbeit – wird von den Verantwortlichen der Autohausunternehmen auffallend schlecht bewertet. "Ob Elektromobilität oder Einführung des Agenturmodells: Die Handelsbetriebe sehen sich mit zahlreichen Umbrüchen ihrer traditionellen Strukturen und des Geschäftsmodells konfrontiert. Offenbar schaffen es nicht alle Marken, ihre Handelsbetriebe im Rahmen einer partnerschaftlichen und vertrauensvollen Kommunikation bei diesem Transformationsprozess zu begleiten", sagt MarkenMonitor-Projektleiter Alexander Wottge.
Zu den Preisträgern: Es gibt vier neue Gruppensieger in sechs Kategorien: Volkswagen (Deutsche Volumenhersteller) und Porsche (Nischenspezialisten) können sich über die Verteidigung des Gruppensiegs aus dem Vorjahr freuen. Volkswagen profitiert dabei vor allem von einer schwachen Performance der Wettbewerber Opel und Ford, die VW einen Gruppensieg trotz eines Zufriedenheitsrückgangs bei den Wolfsburgern ermöglichen. Porsche
hält die Händlerzufriedenheit nahezu auf Vorjahresniveau (-0,01) und kann den Gruppensieg mit deutlichem Abstand zu JLR als Zweitplatzieren bei den Nischenspezialisten sicher einfahren.
Den Gruppensieg regelrecht erkämpft haben sich durch ihre durchweg positive Entwicklung die Marken Mercedes-Benz (Deutsche Premiumhersteller), Seat (Große Importeure) und Subaru (Kleine Importeure).
Innerhalb der Gruppe der deutschen Volumenhersteller ist die Stimmung aber am Tiefpunkt. Volkswagen und Opel verlieren gegenüber dem Vorjahr erneut an Zuspruch aus dem Handel. "Dramatisch scheint die Situation bei Opel", schreibt das IfA, denn hier bricht die Zufriedenheit um fast eine halbe Note ein (-0,47) ein und liegt bei nunmehr 4,71. Damit rangiert Opel auch im Gesamtranking auf dem Schlussrang. Ford hingegen kann sich nach deutlichen Einbußen in den zurückliegenden Jahren wieder stabilisieren und immerhin eine Zufriedenheitszunahme in Höhe von 0,07 Notenpunkten verbuchen.
Die Entwicklungen bei den deutschen Premiumherstellern sind charakteristisch für das heterogene Stimmungsbild im Branchenzweig der Autohäuser. Die Zufriedenheitsentwicklungen bei den drei Marken könnten unterschiedlicher nicht sein: Nachdem Audi noch im Vorjahr mit deutlichem Vorsprung den Gruppensieg für sich verbuchen konnte, geht es für die Ingolstädter im IfA MarkenMonitor 2023 zurück auf den letzten Platz innerhalb der Gruppe deutscher Premiumhersteller. Größter Kritikpunkt der Handelsbetriebe dabei ist die Vertriebspolitik.
Die Gesamtzufriedenheit der BMW-Händler hingegen ist – wie schon im Vorjahr – mit einem Notenwert von 3,20 auszuweisen.