Zuvor hatte Südwestmetall-Chef Joachim Schulz noch davon gesprochen, dass die Kommastelle hinter der Lohnforderung auch etwas über die Kompromissbereitschaft aussagen würde. Der Vorstand der IG Metall hatte am 20. Juni 2022 einen Korridor von sieben bis acht Prozent vorgeschlagen. Mit der Festlegung der IG Metall Baden-Württemberg auf acht Prozent und damit das oberste Ende dürfte klar sein, dass der Metallindustrie und damit auch der Automobilbranche harte Verhandlungen und womöglich auch ein heißer Herbst mit Streiks bevorstehen.
"In der anstehenden Tarifrunde wollen wir mit unserer Forderung von acht Prozent einen Beitrag zur Kaufkraftstabilisierung leisten und die Beschäftigten angemessen an der überwiegend guten wirtschaftlichen Lage der Branche beteiligen. Die Menschen erwarten nun zu Recht ein deutliches Plus in der Lohntüte“, sagte IG-Metall-Betzirkschef Roman Zitzelsberger nach der Tagung der Großen Tarifkommission. Zwar hätten Sonderzahlungen das Einkommen in den vergangenen Jahren erhöht. Die letzte tabellenwirksame Erhöhung habe es aber im April 2018 gegeben. Die Laufzeit für die rund eine Million Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten soll nur zwölf Monate betragen, auch das ein Signal.
Die Reaktion der Arbeitgeber erfolgte prompt. Schulz sprach von einer "hartnäckigen Realitätsverweigerung" der IG Metall: "Das Gros unserer Mitgliedsunternehmen steht angesichts massiver Lieferengpässe und gewaltiger Preissteigerungen für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte enorm unter Druck, und die Aussichten sind ungewisser denn je", sagte er. Einen zusätzlichen Schub bei den Personalkosten könnten sich die Betriebe nicht leisten. Auch die teils hohen Auftragsbestände würden dabei nicht helfen.