Die unterschiedlichen Perspektiven zeigten sich unter anderem beim Thema Rabatte. So hegt etwa Barletta große Hoffnung, dass die Rabattschlachten im Handel ein Ende haben, wenn Mercedes-Benz hierzulande im Mai 2023 das echte Agenturmodell einführt und damit absolute Preiskontrolle erringt. Dann seien Absurditäten nicht mehr möglich, wie etwa einen A250e für monatlich 19 Euro zu verleasen. "Wir haben künftig keine Möglichkeit mehr, einen so genannten Margeneingriff vorzunehmen um Geschäfte zu realisieren. Darin liegt aus meiner Sicht der große Vorteil", so Barletta. Künftig sei dann nicht mehr der beste Preis, sondern die beste Kundenerfahrung entscheidend. Das sah Jörg vom Hofe, der etliche Hersteller zum Agenturvertrieb berät, genauso: "Ich glaube der Differenzierungsfaktor für den Kauf bei einem Agenten A oder B wird zukünftig nicht mehr der Preis sein wie das heute der Fall ist, sondern wo ich als Kunde am besten bedient werde." Christian Genzow wies allerdings darauf hin, dass das vor dem Hintergrund möglicher Re-Importe nur eintreten könne, wenn das echte Agenturmodell europaweit eingeführt werde und nicht nur ein einzelnen Märkten. Zudem könne durch das Ausschalten des Intrabrand-Wettbewerbs der Interbrand-Wettbewerb angeheizt werden.
Auch bei der Frage, ob es gelingen könne, dass Mercedes-Benz – wie im echten Agenturmodell zwingend erforderlich – alle unternehmerischen Risiken der Händler übernimmt, zeigte sich Genzow skeptisch: "Es ist etwas anderes, wenn man als Handelsvertreter einen Staubsauger vermitteln soll als wenn man ein Fahrzeug vermitteln soll und dafür ein Riesen-Autohaus vorhalten muss – und alles was damit zusammenhängt. Da gibt es schon große Unterschiede und vor allem auch hohe Investitionslasten. Die soll künftig der Hersteller tragen. Ich bin gespannt, ob das gelingt."