Mit Blick auf die zahlreichen neuen Wettbewerber sagt Blume: „Wir setzen auf klare Faktoren der Differenzierung: traditionelle Werte wie Design, Qualität und Performance. Neue Kriterien wie schnelles Reisen durch überlegene Ladezeiten und unsere Driver Experience gerade auch im digitalen Porsche-Ökosystem.“
Zum Börsengang vom Herbst 2022 erklärt er: „Für den Volkswagen-Konzern lag die Motivation darin, Kapital für die technologische Transformation freizusetzen.“ Porsche habe gleichzeitig durch den Börsengang Eigenständigkeit und unternehmerische Freiheit gewinnen können. Blume: „Wir können jetzt noch schneller, noch fokussierter agieren. Diese Spielräume nutzen wir.“
Hier lesen Sie das Interview im Wortlaut:
Herr Blume, was beeindruckt Sie am meisten in der Historie der Marke Porsche?
Der Pioniergeist, der sich durch die ganze Historie zieht. Unsere faszinierenden Sportwagen stehen dafür. Und die permanente Weiterentwicklung, die das Unternehmen prägt. Bis heute. Ich fasse das gern in einem Satz zusammen: Nur weil Porsche sich stets verändert hat, ist Porsche immer Porsche geblieben. Porsche war anderen oftmals einen Schritt voraus. Beispiel Taycan, unser erstes vollelektrisches Modell: wir haben früher als viele Wettbewerber die Entscheidung pro Elektromobilität getroffen. Der Taycan wurde ein voller Erfolg, weil es gelungen ist, die Porsche-Gene zu 100 Prozent auf die Elektromobilität zu übertragen. Darauf bauen wir auf.
Wie würden Sie den Börsengang im vergangenen Jahr einordnen?
Großartig und emotional. Ein unvergesslicher Moment in meinem Berufsleben. Der Start am Frankfurter Aktienmarkt war ein historischer Tag: Seitdem ist die Porsche AG zurück an der Börse. Gemessen an der Marktkapitalisierung war es der größte Börsengang Europas. Wir haben uns einen Traum erfüllt. Der Börsengang war das Ergebnis einer starken Teamleistung. Dieser Erfolg schweißt zusammen. Unser Teamgeist, der Porsche auszeichnet, ist nochmal stärker geworden.
Warum war der Schritt notwendig?
Für den Volkswagen-Konzern lag die Motivation darin, Kapital für die technologische Transformation freizusetzen. Porsche hat durch den Börsengang Eigenständigkeit und unternehmerische Freiheit gewonnen. Wir können jetzt noch schneller, noch fokussierter agieren. Diese Spielräume nutzen wir. Gleichzeitig bleibt die gute Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern bestehen, von der beide Unternehmen insbesondere bei Skaleneffekten profitieren.
Wie hat sich Porsche seither verändert?
Die positive Entwicklung an der Börse ist eine Wertschätzung und Verpflichtung. Die kontinuierliche und verlässliche Weiterentwicklung des Unternehmens steht für uns im Fokus. Mit unseren Sportwagen definieren wir modernen, sportlichen Luxus. Mit nachhaltigem Handeln übernehmen wir Verantwortung in der Gesellschaft – ökologisch, ökonomisch und sozial. In dieser einzigartigen Verbindung erfüllen wir die Träume unserer Kunden.
Die Ambitionen mit über 20 Prozent Rendite sind ehrgeizig. Wie wollen Sie das schaffen?
Wir überführen unser erfolgreiches „Ergebnisprogramm 2025“ in die „Road to 20“. In den vergangenen Jahren haben wir Porsche in eine krisenrobuste Position gebracht. Nun sichern wir die langfristig angestrebte Umsatzrendite des Porsche-Konzerns von mehr als 20 Prozent nachhaltig ab. Hierfür geht es um die Steigerung unserer Leistungsbeiträge, konsequente Kostenarbeit und die Weiterentwicklung des Unternehmens.
Der Hunger der Investoren wird nicht nachlassen. Geht der familiäre Geist verloren?
Keineswegs. Porsche ist eine Familie. Wir wissen, dass wir uns in unserer erstklassigen Mannschaft aufeinander verlassen können. Nur dadurch konnten wir unser heutiges Performance-Niveau überhaupt erreichen. Durch diese tolle Mannschaftsleistung ist Porsche ein derart starkes Unternehmen geworden. Ein solcher Teamgeist ist ein Wert, den es zu pflegen und zu bewahren gilt. Dieser macht uns als börsennotiertes Unternehmen noch stärker.
In der Elektrowelt mischen viel mehr Wettbewerber mit. Wie will sich Porsche behaupten?
Wir setzen auf klare Faktoren der Differenzierung: traditionelle Werte wie Design, Qualität und Performance. Neue Kriterien wie schnelles Reisen durch überlegene Ladezeiten und unsere Driver Experience gerade auch im digitalen Porsche Ökosystem. Alles verbunden mit unserem Versprechen zur Nachhaltigkeit. Wir sind Strategen und Umsetzer, sind sehr ambitioniert: Im Jahr 2030 sollen mehr als 80 Prozent unserer Neufahrzeuge vollelektrisch an Kunden ausgeliefert werden. Unser Unternehmen wollen wir bis 2030 bilanziell klimaneutral stellen.
Worin sehen Sie die größte Herausforderung für das Unternehmen in den kommenden Jahren?
Die Transformation ist für alle Unternehmen unserer Industrie eine große Herausforderung. In den nächsten fünf Jahren wird sich mehr ändern als in den vergangenen 50 Jahren. Das bedeutet, wir erleben eine hohe Dynamik. Entscheidend ist dabei, dass wir eine klare Strategie verfolgen und diese auch konsequent umsetzen. Porsche haben wir genau richtig aufgestellt: Agil, hochprofitabel, nachhaltig. Mit einer Produktvielfalt, die aus unserer Sicht einzigartig im Bereich der Luxusautomobile ist.
Wird die Zukunft der deutschen Autoindustrie in China entschieden?
China ist ein wichtiger Markt – bei der Elektromobilität zeigt er aktuell die größte Dynamik. Diese Entwicklung sehen wir aufgrund unserer steilen Hochlaufkurve elektrisch angetriebener Fahrzeuge und unserer Positionierung im Markt als große Chance. Gleichzeitig ist China nur ein Markt von vier großen Absatzregionen: Neben Nordamerika und Europa sehen wir auch in Südostasien vielversprechende Perspektiven. Schon heute wachsen wir dort stark. Vier starke Regionen machen Porsche krisenrobust.
Wie viel Porsche braucht der VW-Konzern?
Ich habe immer beide Welten präsent: Porsche und den Konzern. Der Volkswagen-Konzern steht für die Führung von starken Marken mit attraktiven Produkten. Wir haben eine hoch qualifizierte Mannschaft. Der Konzern kann eine große Kraft entwickeln. Hier ist Porsche ein Vorbild – es geht um finanzielle Robustheit, die richtigen Produkte und damit um Design, Qualität und Technologien. Und es geht um die richtige Positionierung der Marken. Gemeinsam nutzen wir Synergien.
Das Interview stammt aus der neuen Automobilwoche-Edition "75 Jahre Porsche". Sie wollen mehr daraus lesen? Klicken Sie hier!
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