Jeder Zweite kann sich Auto als Geldbörse vorstellen

Seit Jahren werkeln Autohersteller daran, ihre Autos zur rollenden Geldbörse zu machen. Dadurch sollen die Autofahrer beispielsweise Parktickets oder Tankrechnungen aus dem Auto heraus bezahlen oder Funktionen wie die Sitzheizung in ihrem Auto gegen Gebühr freischalten können. Mercedes hat zusammen mit dem Kreditkartenanbieter Visa sogar schon eine Bezahlfunktion im Auto vorgestellt.

Analysten der belgischen Consultingfirma Ptolemus Group schätzen das Umsatzpotential von Bezahllösungen im Auto bis zum Jahr 2030 auf jährlich 537 Milliarden Euro. Dabei wird die Zahl von weltweit rund 600 Millionen vernetzten und autonomen Fahrzeugen zugrunde gelegt. Bislang waren die so genannten In Car Payments allerdings ein Nischenthema.

Das könnte sich bald ändern. Denn die Bereitschaft der Deutschen über ihr Auto einzukaufen steigt sprunghaft an: Mit 46 Prozent kann sich fast jeder zweite Autofahrer in Deutschland vorstellen, von seinem Fahrzeug aus, etwa über das Display, einzukaufen und zu bezahlen. Das ergab eine Studie des Marktforschungsunternehmens GfK im Auftrag von Mastercard. Das Ergebnis ist ein gewaltiger Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr: Damals konnten sich nur 18 Prozent In Car Payments vorstellen. Eine Studie von Mercedes-Benz Mobility bei der die Befragung bereits im Januar und Februar 2022 stattfand, belegt diesen Umdenkens-Prozess. Damals zeigten sich bereits 27 Prozent der befragten deutschen Autobesitzer offen für das Bezahlen im Auto.

Das größte Interesse besteht naheliegenderweise an Dienstleistungen, die unmittelbar mit dem Auto zu tun haben. Auf Platz eins liegen beispielsweise Parkgebühren. 74 Prozent können sich vorstellen, diese aus dem Auto heraus zu bezahlen. Dahinter folgten das Tanken oder Laden von Autos (72 Prozent), die Autowäsche (61 Prozent) sowie Mautgebühren (58 Prozent) und Drive-in-Services wie die Bestellung der Pizza für das Abendessen während dem Heimweg. Werkstatttermine bezahlen oder Hotels buchen können sich dagegen nur vergleichsweise wenig Menschen vorstellen (24 bzw. 17 Prozent).

Functions on Demand aus dem Auto heraus zu buchen und zu bezahlen kann sich ein Drittel der Befragten vorstellen. Das größte Interesse besteht dabei an Dienstleistungen rund um das Navigationssystem, wie etwa Karten-Upgrades (39 Prozent) oder eine GPS-Fahrzeugortung (36 Prozent). Die vielzitierte Sitzheizung kommt auf 34 Prozent.

Sowohl für In Car Payments als auch speziell für Functions on Demand besteht das größte Interesse in den jüngeren Altersgruppen der 18- bis 29-Jährigen und der 30- bis 39-Jährigen.

Maßgebliches Erfolgskriterium für das Bezahlen im Autos sind jedoch Sicherheit und Datenschutz. 36 Prozent derer, die In-Vehicle-Commerce ablehnen, haben Bedenken bezüglich des Datenschutzes und 37 Prozent sorgen sich um die Sicherheit der Bezahlprozesse. Das bestätigt die Mercedes-Studie. Als größte Barrieren wurden auch hier Datenschutz und Datensicherheit ermittelt, gefolgt von Zweifeln an der Verlässlichkeit der Technologie.