Jeep lässt Händler "verhungern"

Mit dem Jeep Avenger hat die amerikanische Kult-Marke unlängst ihr erstes reines E-Auto vorgestellt. Marken-CEO Christian Meunier bezeichnete ihn dementsprechend als "wichtigen Meilenstein für die Marke". Die meisten Händler hierzulande dürften das Klein-SUV deutlich verhaltener begrüßen. Denn Geld verdienen lässt sich mit dem Auto kaum.

Gerade einmal vier Prozent Grundmarge sollen Jeep Händler für den Verkauf des Avenger erhalten. Das geht aus einem Schreiben von Stellantis an den Handel hervor, das der Automobilwoche vorliegt. "Vier Prozent sind einfach nicht überlebensfähig. Wir sterben gerade - man lässt uns am langen Arm verhungern", sagt ein Händler, der anonym bleiben möchte.

Zwar gebe es noch ein Prozent zusätzliche Marge für den Verkauf durch geprüfte Automobilverkäufer, aber auch das sei viel zu wenig. "Dafür sind die Anforderungen im Handel von Stellantis gerade viel zu hoch", sagt der Händler.

Zum Vergleich: Bei den anderen Modellen von Jeep liegt die Händlermarge bei elf Prozent. Ausnahme hiervon ist der PHEV Grand Cherokee 4xe mit sechs Prozent. Mit fünf Prozent Marge liegt Jeep sogar noch unter den Vergütungen, die viele andere Marken im Rahmen des Agenturmodells gewähren. Bei VW etwa gibt es vier Prozent fixe und zwei Prozent variable Provision, bei Mercedes sogar 6,5 Prozent. Anders als beim Vertragshändlersystem übernimmt der Hersteller in der Agentur aber wesentliche Aufgaben und damit Kostenfaktoren der Händler. Bei Mercedes sind die Händler sogar von jeglichen unternehmerischen Risiken freigestellt.

Das ist bei Jeep anders. Die Händler hier müssen von den vier Prozent wie bisher all ihre Kosten und Risiken decken. "Wir haben eine Marge wie im Agenturmodell und haben aber noch keins. Selbst im Agenturmodell zeigen Rechnungen, dass mindestens sechs Prozent nötig sind", sagt der Händler. Der vorletzte Satz im Schreiben von Jeep dürfte vielen Händlern daher etwas zynisch vorkommen: "Wir hoffen, dass wir Ihnen durch die vorstehenden Regelungen attraktive Konditionen für die Vermarktung des Jeep Avenger anbieten können."

Auch das Verkaufsziel des Avenger von 10.000 Einheiten im ersten Jahr halten Händler für unrealistisch: Jeep bekomme es nach wie vor nicht hin, den bereits im Frühjahr eingeführten Grand Cherokee zu liefern. Wie solle es da mit dem Avenger klappen.