Keine Angst vor der Nische

Michael Knauer

Pandemie - war da was? Der kleine Kunststoff-Spezialist Sauer Product kennt seit Jahren nur Wachstum - auch während der Corona-Phase. Eine breite Aufstellung und kurze Wege von der Produktidee bis hin zum Prototypen sind einige der Erfolgsrezepte.

Montag, 12. Juli 2021, 15.04 Uhr

Breites Produktportfolio: Auch mit kleinen Losgrößen können Erträge erwirtschaftet werden - etwa im Geschäftsfeld "rapid prototyping." (Bild: Sauer product)

Wenn ein Automobilzulieferer Volkswagen, Daimler, BMW und Porsche in seiner Kundendatei führt, macht er vieles richtig. Der Spritzgußteile-Spezialist Sauer Product aus dem hessischen Dieburg hat in den vergangenen zehn Jahren seinen Umsatz mehr als verzehnfacht - auf zuletzt 27 Millionen Euro.

Selbst im Pandemie-Jahr 2020 kletterten die Erlöse.Wo liegen die "Geheimnisse" dieser Entwicklung, will die Automobilwoche im Gespräch mit dem Gründer und dem Geschäftsführer des Unternehmens herausfinden.

Seit mehreren Jahren gehört der 1998 gegründete Mittelständler zu den wachstumsstärksten Unternehmen Deutschlands.

Kunststoff-Spezialisten gibt es viele, die Dieburger vertrauen aber auf ihre Stärken. "Kompetenz, Qualität und Liefertreue gehören zum Standard, wir sind aber auch besonders agil und verstehen uns als Dienstleister unserer Kunden", sagen Geschäftsführer Martin Sauer und Direktor Ricardo Arau.

Flexibilität ist ein Trumpf

Arau hat schon bei vielen Zulieferern gute Arbeit gesehen, bei Sauer aber war er nach eigenen Angaben vom ersten Moment an elektrisiert: "Voraussetzung für Erfolg ist natürlich, technologisch top aufgestellt zu sein und gute Prozesse zu haben. Wir haben uns aber auch nie gescheut, auch in die Nische zu gehen, kleine Loseinheiten zu fertigen."

Um das in einer kleinen Firma zu wettbewerbsfähigen Kosten zu schaffen, brauche es Agilität und Kreativität bei allen Mitarbeitern. "Wir sind offen für Veränderungen", sagt Arau. So habe Sauer schon vor mehreren Jahren die ersten Bauteile für Elektrofahrzeuge gefertigt. "Wir haben gesehen, das ist kein Ballast, der nur viel Arbeit macht, sondern durch die E-Mobilität bieten sich auch für Zulieferer neue Chancen."

Frisches Denken in den Genen verankern

Sauer fordert sein Team immer wieder auf, etablierte Prozesse zu hinterfragen, auch gut laufende Produkte zu verbessern. "Auf diese Weise haben wir beispielsweise für ein Ladeklappenmodul entwickelt, mit elektrisch versenkbarer Ladeklappe. Wir sind überzeugt, dass sich das Lademanagement in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird."

Sauer Product sei zwar schnell gewachsen, habe aber der Versuchung widerstanden, gleichzeitig den Verwaltungsapparat stetig zu erweitern. "Wenn man auch für kleine Serien keinen großen Overhead einsetzt, ist das letztlich ein Preisvorteil für den Kunden", sagt Sauer.

Als vorteilhaft habe sich auch die Entscheidung herausgestellt, nur in Deutschland zu produzieren "Bei uns sitzt die Fertigung nicht im Ausland, sondern 40 Meter von den Entwicklern entfernt."

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