Knorr-Bremse hofft auf Fristverlängerung

Der seit einem Jahr andauernde Übernahmekampf um den schwedischen Anbieter von Lastwagenbremsen Haldex könnte am Donnerstag eine entscheidende Weichenstellung erhalten. Dann sollen die Aktionäre des Unternehmens auf einer außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden, ob sie sich für eine Übernahme durch den deutschen Anbieter Knorr-Bremse oder dagegen entscheiden.

Einen Etappensieg konnte Anfang der Woche Knorr-Bremse verbuchen. Die schwedische Börsenaufsicht SSC hatte den Antrag der Schweden zurückgewiesen, wonach den Münchnern untersagt werden sollte, die Angebotsfrist über den 26. September hinaus bis zum 9. Februar 2018 zu verlängern. Knorr-Bremse begrüßte daraufhin in einer Mitteilung die Entscheidung der SSC, den Haldex-Antrag nicht zuzulassen.

Knorr-Bremse drängt auf eine Verlängerung der Frist, weil die kartellrechtliche Prüfung länger dauert als die von der Börsenaufsicht gewährte Frist bis zum 26. September. Allein iIn Europa gibt es in sechs von acht Geschäftsfeldern Überschneidungen. Ihre Entscheidung über eine Fristverlängerung macht die Börsenaufsicht vom Votum der Haldex-Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung abhängig.

Doch nicht nur das Management von Haldex stemmt sich gegen die Übernahme durch die Deutschen, sondern auch die schwedische Aktionärsvereinigung. Die Vereinigung hatte die Aktionäre aufgefordert, ihre bisherige Unterstützung für die Bayern zurückzuziehen.

Knorr-Bremse selbst verfügt zwar über gut 14 Prozent der Aktien, kann aber aus rechtlichen Gründen nicht selbst abstimmen. Zudem kann das Unternehmen nicht auf die 71,2 Prozent der Aktien, die den Münchnern im Falle einer Übernahme angedient worden sind, zurückgreifen. Hier liegen die Stimmrechte derzeit noch bei den Verkäufern. Dabei handelt es sich überwiegend um Hedgefonds, die sich während des Bieterkampfes in der Hoffnung auf steigende Kurse mit Haldex-Anteilen versorgt haben.

Größter Einzelaktionär von Haldex ist ZF Friedrichshafen. Der Zulieferer hatte lange Zeit um das schwedische Unternehmen mitgeboten. Das Unternehmen vom Bodensee hält seitdem etwa 20 Prozent der Aktien. Rund 100 Millionen Euro hat ZF das Engagement gekostet. Für die Friedrichshafener ergeben sich nun verschiedene Optionen. Sollte ZF den Antrag von Knorr-Bremse unterstützen, dürfte sich das für ZF lohnen, denn sie haben ihre Anteile unter den von Knorr-Bremse gebotenen 125 Kronen je Aktie erworben.

Sollte sich ZF gegen den Antrag der Münchner entscheiden, ist mit einem Rückgang des Haldex-Kurses zu rechnen. Bei einem Verkauf der Anteile müsste ZF einen Verlust einkalkulieren. Allerdings hätte ZF wohl auch die Chance, sich erneut als Bieter für die Schweden ins Gespräch zu bringen.

Ein wichtiger Grund für die Hartnäckigkeit von Knorr-Bremse bei der Haldex-Übernahme dürfte darin liegen, mit ZF einen möglichen neuen Anbieter auf Distanz zu halten. Denn ZF ist bei Lkw-Bremsen nicht aktiv und arbeitet lediglich mit dem belgischen Unternehmen Wabco partnerschaftlich in technologischen Kooperationen zusammen. So haben die Friedrichshafener den „Evasive Maneuver Assist“ in einer Projektpartnerschaft mit den Belgiern entwickelt.

Erstmals hat ZF hier einen Brems- und Ausweichassistent für schwere Lastwagen kombiniert. Der Assistent lenkt Sattelzüge automatisiert und fahrstabil an Gefahrenstellen vorbei und verhindert so Auffahrunfälle. Dabei hat den Friedrichshafenern auf den Feldern Sensorik, Steuerungselektronik und mechatronische Systeme auch der Kompetenzgewinn durch den TRW-Zukauf geholfen.

Das Ziel von ZF-Vorstandschef Stefan Sommer ist es nach wie vor, die Themen Lenkung, Bremse und Antrieb bedienen zu können. Sie sind relevant zur Verwirklichung des autonomen Fahrens. Mit seinem Innovation Truck 2016 hatte ZF auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover gezeigt, wie sich Technologien aus dem Pkw auf den Lastwagen übertragen lassen.

ZF selbst hatte wohl eine Übernahme von Wabco geplant. Laut einem Bericht des Wall Street Journal soll der Zulieferer Übernahmegespräche mit den Belgiern abgebrochen haben. Nach Angaben des Blattes hatte der Aufsichtsrat der Friedrichshafener nach Abschluss der Risikoprüfung sein Veto eingelegt.

Erst vor wenigen Wochen hatte sich Sommer gegenüber der Schwäbischen Zeitung über Eingriffe der Lokalpolitik in die operative Unternehmensführung beklagt.

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