Es ist gelerntes Verhalten: Seit den 80er-Jahren haben Autohersteller immer größere Wertschöpfungsanteile nach außen gegeben, um selbst schlank zu sein. Das war und ist ein Segen für die Zulieferer. Doch ihre Existenzgrundlage ist bedroht, wenn Autobauer immer mehr Wertschöpfung zurück ins Haus holen.
Die Autokonzerne haben gute Gründe für die Korrektur. Erstens: Durch die Elektrifizierung des Produktportfolios wird der Automobilbau viel einfacher. VW kann seinen Antriebsstrang auch selbst machen. Zweitens: Die Betriebsräte werben energisch fürs Insourcing, weil durch die reduzierte Komplexität im Autobau Arbeitsplätze wegfallen. Mit einer höheren Fertigungstiefe können sie die Beschäftigtenzahlen stabilisieren. Drittens: Die Lieferketten sind wegen geopolitischer Verwerfungen gestört. Mit einer höheren Fertigungstiefe wird das Risiko minimiert, dass Autos wegen fehlender Teile nicht fertig werden. Und viertens: natürlich Tesla. Weil der Elektropionier viel selbst macht und damit Erfolg hat, wollen es ihm andere nachtun. Teslas Insourcing geht so weit, dass CEO Elon Musk sich vorstellen kann, eine Bergbaufirma zu übernehmen, um die Rohstoffe selbst zu besitzen.