Vor mehr als zehn Jahren hat Tesla mit dem Aufbau seines Supercharger-Netzes begonnen. Das sind Ladestationen mit hoher Leistung, die schnell einige Hundert Kilometer zusätzliche Reichweite garantieren. Der Elektropionier wollte nicht auf die öffentliche Hand warten, sondern hat die Bereitstellung der Infrastruktur selbst in die Hand genommen, um seinen Kunden die Reichweitenangst zu nehmen und einen optimierten Ladevorgang anzubieten. Rund 40.000 Schnelllader hat Tesla nach eigenen Angaben installiert und sich einen Wettbewerbsvorteil verschafft.
Nun kommt Mercedes auf die gleiche Idee und kündigt ein eigenes Ladenetz mit bis zu 10.000 Schnellladern an. Was damals Pionierarbeit war, wirkt heute wie Nachahmung. Zwar ist es plausibel, den eigenen Kunden einen möglichst komfortablen Ladevorgang mit bevorzugtem Zugang zu ermöglichen, wenn man eine Luxusmarke sein will. Doch Mercedes kommt damit reichlich spät.
Die Zahl der Ladesäulen wächst stetig. Mercedesfahrer haben heute Zugriff auf eine Million Ladestationen weltweit. Da fallen die zusätzlich geplanten kaum ins Gewicht. Mit Ionity hat Mercedes in Europa bereits mit anderen Herstellern wie Porsche ein Premium-Netzwerk an Schnnellladern aufgebaut. Der Alleingang erschließt sich somit nicht. Mercedes-Chef Ola Källenius rechtfertigt die Milliarden-Investition gegenüber den Aktionären damit, dass das Ladenetz "zu einem eigenständigen Vermögenswert werden kann". Ob der Kapitalmarkt diese Story glaubt, wird sich zeigen.
Aus dem Datencenter: