Vor ein paar Jahren, als die Welt noch in Ordnung war, hatte die Autobranche große Träume. Die Unternehmen hegten Pläne, die Mobilität von Grund auf zu verändern. Alle wollten zu „Mobilitätsdienstleistern“ werden, und helfen sollten dabei junge, innovative Start-ups, die den Bedarf von morgen begriffen haben.
Doch mit der Kumulation von Krisen in der Welt sind viele dieser Träume zerplatzt wie ein Reifen auf dem Nagelbrett. Die Konzerne haben gegenwärtig andere Sorgen, als ihr Carsharing oder ihre Lufttaxi-Ambitionen auszuweiten. Sie schauen wieder mehr aufs Geld. Aber auch die Kunden selbst scheinen weniger bereit für Abenteuer zu sein.
In jüngerer Vergangenheit haben Start-ups aus unterschiedlichsten Bereichen die Kehrtwende zu spüren bekommen. Die Deutsche Bahn strich jetzt die Finanzierung für ihren Ridepooling-Dienst Clevershuttle. Der Ladesäulen-Spezialist Compleo ging in die Insolvenz und wurde jetzt an den Autozulieferer Kostal verkauft. Der Solarautobauer Sono Motors ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Und der hochfliegende Flugtaxi-Pionier Kitty Hawk stellte kürzlich den Betrieb ein. Es war ein Herzensprojekt von Google-Gründer Larry Page. Es bleibt nichts als heiße Luft.
Es sind Abstürze einstiger Hoffnungsträger. Dabei geht es gar nicht einmal um ein Versagen. Es ist schlicht nicht die Zeit für Extravaganzen. Was nicht dringend notwendig ist, wird gekappt.
Das heißt im Umkehrschluss aber auch: In Bereichen, deren Lösungen zwingend erscheinen, gibt es kaum Insolvenzen. Das gilt für das Software-defined Vehicle, digitale Services, autonomes Fahren, E‑Mobility-Lösungen und Sales-Innovationen. Die Autoindustrie braucht Start-ups in ihrem Innovationsmanagement, um schneller weiterzukommen. Es trennt sich aber in der Krise die Spreu vom Weizen. Was nicht passt, wird nicht mehr passend gemacht.
Aus dem Datencenter:
Ausgänge von Insolvenzen in Deutschland im Bereich Automotive