Heul leise, Bonusempfänger!

Die Automobilwoche hatte das geplante Aus des Umweltbonus bereits am vergangenen Freitag kommentiert. Wir haben diesen Kommentar leicht überarbeitet und an die jüngste Entscheidung angepasst.

Der urpötzliche Stopp der E-Auto-Förderung in Deutschland quasi über Nacht erschüttert das Vertrauen zehntausender Verbraucher in staatliche Zusagen. Das ist gewiss ein politischer Kardinalfehler. Und er hinterlässt ein Chaos im gesamten Autohandel. Die Verkäufer können ihren Kunden nicht sagen, ob der Bonus noch kommt oder verloren ist, sie müssen mit zahlreichen Stornierungen rechnen.

Die Bundesregierung sollte in dieser Lage erklären, dass bereits bestellte Fahrzeuge bonusberechtigt bleiben, unabhängig vom Zeitpunkt der Auslieferung. Zudem wäre erwägenswert, nach dem Beispiel Frankreichs einen E-Auto-Bonus zumindest für einkommensschwächere Kunden beizubehalten.

Die überall ertönenden Klagen der Automoblindstrie erscheinen aber dennoch wohlfeil, denn schon immer war klar, dass der Umweltbonus ausläuft - nun eben zwölf Monate früher als erwartet.

Die Branche hat seit der Einführung des Umweltbonus im Jahr 2016 die staatliche Unterstützung gerne eingesteckt und konnte deshalb die Listenpreise ihrer Produkte hochhalten, teilweise auch Mondpreise verlangen. Der Anreiz, günstigere E-Autos zu entwickeln, blieb gering.

In der Rückschau war dieser staatliche Rückenwind zwar notwendig, aber wie bei fast allen Subventionen sorgte er zunehmend für Mitnahmeeffekte und verwässerte seinen ursprünglichen Zweck.

Jetzt ist es weit sinnvoller, Steuergelder in die Entwicklung massentauglicher und damit kostengünstiger E-Mobilität zu stecken, etwa in Form von Batterieforschung oder in den Aufbau neuer Lieferketten.

Begründet wurde die Einführung des Umweltbonus in erster Linie mit der Notwendigkeit, eine kritische Masse beim Hochlaufen der E-Mobilität zu erzeugen, wodurch das Ökosystem E-Auto ins Rollen kommt.

Das ist längst vollbracht. Die Reichweiten der allermeisten E-Modelle sind beträchtlich gestiegen, die Vielfalt der E-Modelle steigt rasant, der Ladenetzausbau geht voran, wenn auch nicht so schnell, wie für die selbstgesteckte Zielmarke 15 Millionen Stromer im Jahr 2030 nötig. Die Stromer haben sich als alltagstauglich erwiesen und dringen jetzt in den Massenmarkt der Allerwelts-Kunden ein.

In dieser Situation braucht es keinen staatlichen Kaufanreiz mehr. Der besteht im Übrigen auch weiter fort durch steuerliche Begünstigung oder kommunale Sonderrechte beim Parken.

Das Aus beim Umweltbonus wird zu einer Delle im E-Wachstum führen - aber mehr auch nicht. Denn die Vorteile der E-Mobilität in Punkto "Total Cost of Ownership" (TCO) liegen schwarz auf weiß vor. Das haben viele Flottenmanager längst erkannt, die trotz des Wegfalls des Umweltbonus auf elektrische Flotten-Fahrzeuge seit September 2023 weiter munter E-Modelle ordern.

Nicht zuletzt wiegt das Argument in Zeiten von Haushaltseinsparungen immer stärker, dass Subventionen möglichst den Schwächsten in der Gesellschaft zu Gute kommen sollten - und nicht den Käufern von E-Autos, für die ihr Stromer bislang meist der Zweit- oder Drittwagen ist.