Die Lage auf dem seit Jahren boomenden Caravaning-Markt trübt sich deutlich ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Miios gemeinsam mit der Unternehmensberatung gsr unter 100 zufällig ausgewählten Caravaning-Händlern. Demnach rechnen 41 Prozent der Befragten im laufenden Geschäftsjahr mit rückläufigen Wohnmobil-Absatzzahlen, 34 Prozent sogar mit einem Rückgang um mehr als zehn Prozent. Bei Wohnwägen rechnen 31 Prozent mit Einbußen. Demgegenüber stehen nur 18 beziehungsweise 15 Prozent, die mit Zuwächsen rechnen.
Krisenstimmung in der Caravaning-Branche
Auf dem lange boomenden Caravaning-Markt kommt zusehends die Krise an. Das zeigt eine aktuelle Umfrage zu den Geschäftserwartungen im Handel.
Bis dato zählte die Caravaning-Branche zu den klaren Gewinnern der Corona-Pandemie. 2021 wurde mit 13,9 Milliarden Euro ein Rekordumsatz erzielt, der 12,1 Prozent über dem Vorjahr lag. Neben dem 7,5 Milliarden Euro schweren Geschäft mit den Neufahrzeugen boomte auch der Gebrauchthandel (plus 6,3 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro) und der Verkauf von Zubehör (plus 14,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro). Laut KBA wurden 2021 allein 79.592 Wohnmobile neu zugelassen. Dementsprechend äußerten sich in der nun veröffentlichten Studie 80 Prozent der Händler zufrieden oder sogar "sehr zufrieden" mit dem Wohnmobilgeschäft 2021. Bei Wohnwagen lag dieser Wert bei 71 Prozent.
Größte Herausforderung für das aktuelle Geschäft sind nach Ansicht einer Mehrheit von 84 Prozent der Händler Lieferzeiten und Lieferprobleme. Durch diese fehlen den Reisemobilherstellern beispielsweise die Basisfahrzeuge für ihre Produkte. Die Nachfrage und das Interesse der Kunden sei weiterhin hoch, betonte Miios-Geschäftsführer Niklas Haupt. Die Käufer können nur voraussichtlich nicht in vollem Umfang bedient werden. Etwas besser sieht es bei Wohnwagen aus. "Die Lage bei Wohnwagen ist insgesamt etwas entspannter, da es weniger Unsicherheit in der Produktion, allerdings auch eine geringere Nachfrage gibt", sagte gsr-Geschäftsführer Rainer Strobel.
Die Lieferzeiten für Wohnwagen und Wohnmobile bezifferten aktuell 71 Prozent der Händler auf mehr als zwölf Monate. Für 2020 gab nur ein Prozent der Befragten eine derart lange Lieferzeit an. 77 Prozent der Fahrzeuge waren damals in einem bis sechs Monaten lieferbar. "Aus unseren Gesprächen wissen wir, dass nicht nur die absolute Lieferzeit ein Problem darstellt. Vor allem die unklare Lage und damit einhergehende Planungsunsicherheit ist vielen Kunden schwer zu vermitteln – insbesondere dann, wenn ein Urlaub geplant werden soll", so Haupt.
Für manchen könnten die Lieferprobleme existenzbedrohend werden: "Umsätze brechen auf Grund der Liefersituation dramatisch ein, Entspannung ist in 2022 nicht in Sicht, somit geht es in unserer Branche teilweise nicht um die Rendite sondern ums Überleben", sagte Michael Burmeister, geschäftsführender Gesellschafter von Burmeister Caravan Center am Bodensee im März gegenüber der Automobilwoche. Als weitere Herausforderungen für ihr Geschäft nannten die Teilnehmer der aktuellen Umfrage noch die anziehende Inflation (32 Prozent) und die steigenden Energiepreise (26 Prozent).
Etwas optimistischer sind die Händler beim Vermiet-Geschäft. Hier erwarten 27 Prozent (Wohnmobile) und 16 Prozent (Wohnwagen) 2022 steigende Umsätze. Mit einem Minus rechnen dagegen nur 18 beziehungsweise zehn Prozent. Der Rest geht jeweils von konstanten Geschäften aus.
"Viele Händler können mit den verfügbaren Fahrzeugen den eigenen Mietfahrzeug-Fuhrpark erneuern oder sogar ergänzen und dies bei steigender Nachfrage", so Rainer Strobel. Im Vermietbereich sorgt nach Aussage von Haupt zudem die Entspannung bei den Corona-Vorschriften und damit einhergehend der geringere Aufwand für Hygienemaßnahmen für Entlastung.
Die meisten Händler erwarten laut Umfrage nur ein kurzes Tal. So geben 35 Prozent an, dass sie bis 2024 mit steigendem oder stark steigendem Geschäftsklima rechnen, 46 Prozent gehen von konstanten und nur zwölf Prozent von verschlechterten Rahmenbedingungen auf dem Markt aus.
Als weiteren Aspekt offenbarte die Studie, dass viele Händler noch deutlich mehr aus ihrem Geschäft machen können: Nur bei rund 30 Prozent der Caravaning-Fahrzeuge wurde auch eine Finanzierung oder ein Leasing vermittelt. Etwa 15 Prozent der Händler bieten dies gar nicht erst an. Im Autohandel ist die Finanzierungs- und Leasingquote deutlich höher.
Aus dem Datencenter: