VWN fährt Produktion hoch

Zehn-Punkte-Pläne haben bei VW Konjunktur. Konzernchef Oliver Blume stellte gleich zu seinem Start im September einen für die ersten Monate auf, im Januar legte er einen für 2023 nach, auf dem sich aber weitgehend dieselben Punkte finden wie 2022. Jetzt hat auch VW Nutzfahrzeuge einen Zehn-Punkte-Plan für 2023, den VWN-Chef Carsten Intra am Donnerstag bei der Bilanzvorlage vorstellte.

Mit dem Start des ID Buzz im vergangenen Jahr habe man bereits einen wichtigen Meilenstein gesetzt. "Jetzt wollen wir die nächsten Schritte tun", kündigte Intra an. "Wichtige Weichen dafür stellen wir in diesem Geschäftsjahr. Deswegen haben wir uns für 2023 einen Zehn-Punkte-Plan verordnet."

Ganz oben steht dabei der Abbau des Orderrückstaus. Denn wegen voller Auftragsbücher und fehlender Teile kam es zuletzt zu langen Lieferzeiten. Zum Teil reichen sie bereits bis weit ins nächste Jahr, der klassische Transporter T6.1 ist schon fast bis zum Produktionsende Mitte 2024 ausverkauft. Entsprechend voll sind die Auftragsbücher. Knapp 300.000 Fahrzeuge standen Ende 2022 im Orderbuch, fast so viele wie VWN im gesamten Vorjahr ausgeliefert hat.

Den Rückstau will die VW-Tochter nun zügig abarbeiten und die Produktion hochfahren. "Der Abbau des Order-Backlogs ist in diesem Jahr ein absolutes Prioritätsthema", kündigte Intra an. "Wir werden unsere Produktion weiter hochfahren und an unseren Standorten die Produktion auf einem hohen Niveau stabilisieren." Ermöglicht werde dies durch die sich verbessernde Versorgungslage vor allem bei Halbleitern. "2023 wird sich die Lage weiter entspannen", sagte Beschaffungsvorstand Karl Bernqvist. "2023 wird deutlich besser als 2022 und 2021."

Im Stammwerk Hannover etwa, wo T6.1, ID Buzz und T7 Multivan gebaut werden, soll die Produktion im zweiten Halbjahr auf 900 Fahrzeuge pro Tag steigen. "Damit würden unsere Fabriken auf Volllast fahren." Die beiden VWN-Werke in Polen liefen schon jetzt unter Volllast. Man sei guter Hoffnung, dass dies ab Mitte 2023 auch im dritten Werk in Hannover gelingen werde, sagte Produktionsvorstand Josef Baumert.

Insgesamt könnten in Hannover sogar 1000 Fahrzeuge pro Tag gebaut werden. Diese Kapazität will VWN ab Mitte 2024, wenn hier das bisher meistverkaufte Modell T6.1 ausläuft, nutzen, um ID Buzz und T7 Multivan hochzufahren. Dann wolle man auf der einen Linie 650 bis 700 ID Buzz pro Tag bauen, auf der anderen 300 bis 350 T7 Multivan. Bisher läuft auf beiden Bändern zusätzlich der T6.1, der Mitte 2024 ausläuft und durch einen Nachfolger von Ford aus der Türkei abgelöst wird. Verkaufsstart für den T6.1-Nachfolger, der Kreisen zufolge schlicht "VW Transporter" heißen könnte, soll im vierten Quartal 2024 sein, sagte Krause. "Wir gehen von einem gleitenden Übergang aus."

Das soll es dann auch ermöglichen, neue Märkte für VWN zu erschließen: Ab 2024 soll der ID Buzz in der Langversion, die Mitte 2023 vorgestellt wird, auch in den USA an den Start gehen. Weitere Länder sollen folgen. "Die Nachfrage nach unseren Produkten ist weltweit groß", sagte Intra. "Dieses Potenzial nutzen wir."

Im Blick hat VWN vor allem Japan. "Pläne für einen Markteintritt in Japan mit dem ID Buzz sind bestätigt und die Vorbereitungen laufen", sagte Intra. 2024 soll der E-Bulli dort anlaufen. Und nicht nur dort: Zusätzlich prüfe man derzeit 15 weitere Länder. Fest eingeplant sind dabei bereits die Türkei, Israel und Singapur, fügte Vertriebsvorstand Lars Krause hinzu. Auch dort sollen die Auslieferungen 2024 beginnen. Zusammen mit Japan sollen diese Länder zur "erste Welle" gehören, mit der VWN nach den USA neue Märkte erschließen will. "Wir nehmen uns hier ein Set von Ländern vor."

Bisher, so Intra, habe man gut 32.000 ID Buzz verkauft. Ausgeliefert wurden bisher knapp 10.000 Stück. "Eine Zahl, die sich jetzt schnell vervielfachen wird", sagte Intra. Denn jetzt gehe es vor allem darum, die bestellten Fahrzeuge auch zu den Kunden zu bringen. Der Bestellvorlauf reiche derzeit bereits bis ins dritte Quartal, fügte Krause hinzu. Und auch die Produktionszahl soll deutlich steigen. "Wir planen in diesem Jahr 44.000 ID Buzz in Hannover zu bauen", sagte Produktionsvorstand Baumert. "An diesem Ziel halten wir fest."

Das soll dann auch der Umsatzrendite helfen. In diesem Jahr soll sie bereits auf mehr als fünf Prozent steigen, kündigte Finanzchef Michael Obrowski an. Auch der Gewinn soll gegenüber 2022 deutlich steigen. Im vergangenen Jahr hatte VWN bei rückläufigem Absatz den operativen Gewinn auf 529 Millionen Euro gesteigert, mehr als viermal so viel wie im Jahr zuvor (73 Millionen). Die Umsatzrendite lag bei 4,6 Prozent. 2021 waren es nur 0,7 Prozent gewesen.

Meistverkaufte Baureihe war erneut die T-Reihe mit dem Transporter T6.1 und dem 2021 vorgestellten T7 Multivan. Fast die Hälfte der 328.600 Auslieferungen - 142.600 Einheiten - entfielen auf diese Modelle. Auf Platz zwei folgte der Caddy mit 80.700 vor Crafter (59.400) und dem Pick-up Amarok (39.800).

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau VW Nutzfahrzeuge 2021 bis 2024