Das Sanierungsprogramm Value 21 steckte mitten in der Umsetzung, als im Frühjahr die Corona-Krise auch Leoni zu großen Teilen in Stillstand versetzte. Mit dem Programm wollte Vorstandschef Aldo Kamper gewissermaßen einen Befreiungsschlag führen. Der Kabel- und Bordnetzzulieferer aus Nürnberg war zum erheblichen Teil durch hausgemachte Probleme in den Jahren zuvor in eine Krise geschlittert: Drei mehr oder weniger verpatzte und teure Produktanläufe – zwei in Mexiko, zwischendurch einer Rumänien –, zu wenig Gewinn im Bordnetzgeschäft, 40 Millionen durch einen Betrugsfall verloren.
Als Kamper im Herbst 2018 den zuvor ein halbes Jahr lang nur interimistisch besetzten Vorstandsjob in Nürnberg übernahm, war für den gebürtigen Niederländer schon absehbar, dass er eine Großbaustelle vor sich haben würde. "Wir werden in den nächsten Jahren zu einer ganz anderen Firma", kündigte der ehemalige Chef von Osram Opto Semiconductors ein halbes Jahr später in einer Krisentelefonkonferenz an, nachdem er und seine Vorstandskollegen das "Performance- und Strategieprogramm" Value 21 beschlossen hatten. Um 500 Millionen Euro jährlich sollten in dem SDax-Unternehmen die Kosten bis 2022 gesenkt und 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden.