"Ein perfekter Sturm"

Der Vorstand des Zulieferers Leoni hat die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2022 gegenüber der Ad-hoc-Mitteilung vom 14. März 2022 auf Basis der fortgeführten Geschäftsbereiche kassiert. Aus heutiger Sicht werde der Konzernumsatz der fortgeführten Geschäftsbereiche für das Geschäftsjahr 2022 bei rund 3,8 Milliarden Euro erwartet. Das operative Ergebnis EBIT vor Sondereffekten der fortgeführten Geschäftsbereiche wird im hohen, negativen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erwartet.

CEO Aldo Kamper teilte an diesem Dienstag in den nun vorliegenden, abschließenden Quartalszahlen für das dritte Quartal 2022 mit: "Hinter Leoni liegt ein schwieriges 3. Quartal. Nicht zu Unrecht sprechen Experten vom perfekten Sturm, mit dem sich die Branche der Autozulieferer konfrontiert sieht. Eine breite Inflation von Material über Logistik und Energie bis zu Löhnen, gestresste Lieferketten, volatile Produktabrufe: All das hinterlässt Spuren."

Weiter zu den Zahlen: Der Free Cashflow der fortgeführten Geschäftsbereiche werde im hohen positiven zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen, darin enthalten ist der Free Cashflow-Effekt von 278 Millionen Euro aus dem Verkauf der Geschäftseinheit BG IN. Noch nicht berücksichtigt ist der erwartete Effekt aus dem Verkauf Geschäftseinheit Automotive Cable Solutions (BG AM). Der Abschluss dieser Transaktion wird vom Zulieferer im vierten Quartal erwartet.

Nach Zahlen für das dritte Quartal 2022 wird mit einem Konzernumsatz der fortgeführten Geschäftsbereiche von rund 955 Millionen Euro gerechnet. Im dritten Quartal des Vorjahres lag dieser Wert bei 893 Millionen Euro. Nach dem im Mai 2022 vereinbarten Verkauf des Geschäfts mit Automobil-Standard- und -Spezialkabeln, gebündelt in der BG AM, wird dieser Bereich seit dem ersten Halbjahr 2022 als aufgegebener Geschäftsbereich in der Berichterstattung des Konzerns aufgeführt. Das fortgeführte Geschäft umfasst im Wesentlichen den Bereich Bordnetze mit der Wiring Systems Division (WSD). Die Vorjahreszahlen wurden laut Leoni entsprechend angepasst.

Das EBIT vor Sondereffekten der fortgeführten Geschäftsbereiche lag bei minus 56 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im dritten Quartal des Vorjahres lag das Minus bei drei Millionen Euro. Als Sondereffekte werden beim Zulieferer Effekte aus der Refinanzierung des Konzerns, aus Restrukturierungsmaßnahmen, aus M&A-Transaktionen sowie Sonderkosten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg klassifiziert. Das berichtetes EBIT der fortgeführten Geschäftsbereiche fuhr ein Minus von rund 71 Millionen Euro ein. Im dritten Quartal des Vorjahres lag das Minus bei 20 Millionen Euro.

Dennoch will Leoni kämpfen. CEO Kamper sagt: "Umso entschlossener setzen wir den eingeschlagenen Kurs der Gesundung von Leoni fort. Wir halten strikte Kostenkontrolle, führen intensive Gespräche mit unseren Kunden und investieren in unsere Zukunft."

Der Konzernumsatz lag im dritten Quartal 2022 rund sieben Prozent über dem Vorjahr. Als Gründe nennt der Zulieferer ein deutliches Umsatzwachstum in der Wiring Systems Division durch organisches Wachstum, positive Effekte aus der Weiterbelastung von Kupferpreissteigerungen an Kunden, Währungsumrechnungen und von Kunden getätigten Kompensationszahlungen für Volatilitäts-Mehrkosten und inflationsgetriebene Kostensteigerungen. Dem stand konsolidierungsbedingt ein deutlicher Rückgang des Umsatzes der fortgeführten Geschäftsbereiche in der Wire & Cable Solutions Division gegenüber.

Im dritten Quartal wirkten sich nach Unternehmensangaben die sehr volatilen Produktabrufe infolge anhaltender Lieferkettenstörungen auf Kundenseite sowie gestiegene Rohmaterial- und Logistikkosten erneut deutlich auf das Ergebnis aus. Diese Ergebnisbelastungen wurden im dritten Quartal teilweise dadurch ausgeglichen, dass mit Kunden Vereinbarungen über eine Beteiligung an den Kostensteigerungen erfolgten, die in den vorangegangenen Quartalen angefallen waren.

Zudem belastete die Bildung "nicht zahlungswirksamer Drohverlustrückstellungen" das Ergebnis in Höhe von 31 Millionen Euro. Auslöser sind erwartete weitere Steigerungen bei Materialkosten, erhöhte Personalkosten durch inflationsgetriebene Lohnerhöhungen und negative Wechselkurseffekte ab dem Geschäftsjahr 2023. Leoni arbeite in den nächsten Quartalen daran, diesen potenziellen negativen Effekt zu kompensieren.

Vor allem das neu eröffnete Innovationszentrum des Zulieferers im bayrischen Kitzingen soll helfen, die Zahlen und die Perspektiven des Traditionsunternehmens mittelfristig zu verbessern.

Dieser Text wurde am 15. November mit den endgültigen Quartalszahlen aktualisiert.

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