Die vergangenen Jahre waren hart für die Zulieferindustrie – aber wohl besonders für Leoni. Schon vor der schwierigen Situation der Branche, bedingt durch Ukraine-Krieg, volatile Lieferabrufe, Chipkrise und teure Rohstoffe, war der Bordnetzspezialist durch Managementfehler, unter anderem in Form verpatzter Produktanläufe, finanziell in Schieflage geraten. Der in letzter Minute geplatzte Verkauf der Kabelsparte an die thailändische Stark Corporation hatte dann die prekäre Lage des Unternehmens noch einmal verstärkt. Der Gang zum Insolvenzgericht wäre wohl nur eine Frage der Zeit gewesen.
Von daher war der nun verkündete harte Schuldenschnitt im Rahmen des finanziellen Sanierungskonzeptes für Leoni wohl alternativlos, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Infolgedessen verzichten Banken und Investoren auf die Hälfte ihrer Forderungen, Aktionäre werden herausgedrängt und das Unternehmen soll nach den kartellrechtlichen Freigaben von der Börse genommen werden. Der österreichische Industrielle Stefan Pierer, schon zuvor wesentlicher Anteileigner Leonis, schießt im Rahmen einer Kapitalerhöhung 150 Millionen Euro ins Unternehmen und wird neuer Alleingesellschafter des Zulieferers. Während andere Aktionäre leer ausgehen, könnten die Gläubigerbanken an künftigen Erfolgen des Unternehmens aufgrund eines sogenannten Wertaufholungsinstruments profitieren.